Eric – 106

Eric – 106

Der Satz war schneller draußen, als ich denken konnte und ich hätte mir dafür am liebsten selbst eine gescheuert.

„Glaubst du, dass es mir darum geht?“, fragte sie und die Unsicherheit in ihren Augen zeigte, was für ein verdammter Mistkerl ich war. Auch wenn ich ihr vorspielte, dass alles gut werden würde, hatte ich doch selbst keinen blassen Schimmer, ob wir überhaupt eine Chance hatten.

Ich war nicht der Typ für eine Familie, ich war nicht mal der Typ für etwas, das länger als eine Nacht hielt. Aber schon bei der Vorstellung, Esther zu verlieren, zog es mir sämtliche Eingeweide zusammen. Fuck, ich würde sie nicht sitzenlassen, ich wäre nicht so ein Arschloch, auch wenn ich instinktiv dieses Arschloch sein wollte. Alles um mich herum schrumpfte gerade zusammen als würden wir uns auf fünf Quadratmetern befinden, als würden die Wände mich erdrücken. Sie durfte nicht sehen, wie viel Schiss ich vor dem hatte, was noch auf uns zukam, denn meine einzige Chance, Esther zu behalten, war, diesen beschissenen Weg jetzt mit ihr zu gehen und meine dunklen Dämonen unter Kontrolle zu halten.

„Nein, natürlich nicht, ich weiß doch, dass es dir nicht ums Heiraten geht“, sagte ich und machte ein paar Schritte zur Hausbar, um mir einen Whiskey einzuschenken, am liebsten hätte ich die ganze Flasche hinuntergekippt. Ich brauchte jetzt etwas, das alles ein wenig abdämpfte, ich brauchte härteres Zeug als das, was ich da hatte.

„Ich habe es weder auf Unterhaltszahlungen abgesehen noch darauf, dass wir heiraten.“ Esther tigerte im Raum auf und ab, immer darauf bedacht, genügend Abstand zu mir einzuhalten.

„Das mit den Zahlungen war nur ein Scherz.“ Die ganze Situation begann zu eskalieren und am liebsten wäre ich abgehauen und hätte mir irgendwo die verdammte Birne zugedröhnt. „Ein schlechter Scherz, okay – aber es war nicht mehr. Und ich will doch auch nicht heiraten.“

Sie hielt inne. „Willst du nicht?“

Meine Pumpe ging wie verrückt und ich stürzte den Whiskey in einem Zug hinunter. „Willst du denn?“

„Nein, natürlich nicht. Ein Kind ist nicht der richtige Grund, um zu heiraten.“ Sie schnaubte. „Ich weiß auch nicht, wie das alles hinhauen soll. Ein Kind passt doch nicht in dein Leben. Ein Kind passt ja nicht einmal in meines.“

Dabei sah sie mich mit ihren unglaublichen Augen an, als könnte sie mir bis in meine Seele blicken und ich fühlte mich wie ausgezogen vor ihr, auf die beschissene Art, auf die, dass sie genau wusste, dass ich es verkacken würde.

„Zwing mich nicht dazu, schnulzig zu werden“, presste ich hervor. Sie sagte nichts.

„Okay zu spät.“ Ich wollte die verfluchte Stille nicht hören. „Du passt in mein Leben, Esther. Und ich nehme dich mit allem was dazugehört. Mit Wasser in den Beinen, der Kugel und was du sonst noch anzubieten hast.“

Ihre Gesichtszüge wurden weicher und sie schluckte, bevor sie weitersprach. „Auch Babykotze auf den Autositzen?“

„Kann nicht schlimmer sein als Aron, der hat auch schon ein bis zwei Mal in den Porsche gekotzt.“

„Und was ist mit vollen Windeln? Schlaflosen Nächten?“

„Schlaflose Nächte sind mein Ding und volle Windeln sind es ganz und gar nicht, aber das kannst du ja machen.“

Sie lächelte. Irgendwie war es schön, mit ihr gedanklich Richtung Zukunft zu segeln, auch wenn ich wusste, dass es nur eine verdammte Seifenblase war.

„So stellst du dir das vor?“, fragte sie.

„Dass du die Arbeit machst?“ Ich stellte mein Whiskeyglas ab. „Muss nicht sein. Wir können Nannys einstellen, so viele du willst.“

„Aber das möchte ich nicht. So eine Mutter möchte ich nicht sein.“ Sie begann schon wieder durch die Suite zu tigern. Ihre Worte machten mir eine unendliche Angst, weil sie schon wusste, was sie wollte, und gleichzeitig fuhr ich so dermaßen auf sie ab, weil sie sich nicht vor der Verantwortung drückte.

Esther blieb vor mir stehen. „Ich möchte für das Kind da sein. Ich möchte es nicht abschieben, aber ich möchte auch nicht, dass meine Welt total Kopf steht. Und das tut sie. Schon seit Monaten, schon ohne Kind.“

„Dann bist du doch schon daran gewöhnt, oder?“

Sie schüttelte den Kopf. „Verdammt, Eric. Ich weiß auch nicht, was da auf uns zukommt.“

Ich sah sie an und musste mich zusammenreißen, um ihr nicht zuzustimmen, um ihr nicht vorzuschlagen, einfach wegzulaufen. Esther fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und eine Träne lief ihr über die Wange. „Es ist alles zu viel … es ist zu viel“, flüsterte sie, als plötzlich mein Handy klingelte.

6 thoughts on “Eric – 106

  1. Also doch nicht heiraten!?!?Es ist P sehr spannend,weil immer neue Dinge passieren die man grad nicht erwartet und jetzt noch der Anruf/SMS.

  2. Liebe die Geschichte! Habe Band 1 und 2 gekauft und verschlungen 🙂 aber es ist so nervenaufreibend immer auf das nächste Kapitel zu warten und dann hat man es soo schnell gelesen! Wäre es möglich, sie etwas länger und detaillierter zu schreiben?:)

    1. Freut uns, dass Dir die Geschichte so gut gefällt! Leider schaffen wir zeitlich nicht mehr als die beiden Blogroman-Beiträge pro Woche (hochgerechnet auf ein Jahr ist das ein kompletter kostenloser Roman neben unseren anderen Büchern). Wir hoffen, Du verstehst das!

  3. Jaaa jetzt reden sie beide um den Brei rum, ist doch auch ein Schock…? Mal sehn wie lang es geht bis sie sich auf die Reihe bekommen haben.
    Gaaanz normal…??…und heiraten muss ja nicht..alles cool?

  4. Naja, er hat seinen Kopf aus der Wortschlinge rausgerungen, aber auch seine Dämonen werden sich nicht ewig einsperren lassen. Entweder er wird sie los, oder sie werden ihn überwältigen. Und das, denke ich , ist nicht unbedingt in seinem Sinn.
    Ich bin aber froh, dass er das auf sich nimmt, nur um seine Liebe nicht zu verlieren. Das würden beide nicht überstehen.

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