Eric – 111

Eric – 111

„Mann, jetzt beeilt euch mal“, sagte ich, als die Vollidioten wie Rentner den Bandraum betraten.

„Was ist los? Warum so gestresst, Eric?“, fragte Aron. Der Arsch grinste mich auf seine beschissene Art an, dass ich ihm am liebsten eine verpasst hätte.

„Ich will einfach nicht mehr Zeit als notwendig mit euch verbringen.“ Ich stellte mich ans Mikro.

Aron schnappte sich seine Gitarre. „So ein Scheiß, das ist doch was anderes.“

Cliff nahm seinen Platz am Schlagzeug ein. „Machst du jetzt einen auf Therapeut, Aron?“

„Bei Eric hätte ich einiges zu tun.“

„Halt doch die Klappe“, schnaubte ich. „Und schließ nicht von dir auf andere.“

Ärger blitzte in Arons Augen auf. Noah lachte daraufhin und Cliff fuhr sich durch seine langen Haare, bevor er versuchte, die Teamharmonie wiederherzustellen. „Hey, Männer. Beruhigt euch. Wir sind hier, um zu spielen.“

„Genau das tun wir doch“, sagte Aron trocken.

„Aber ich will nicht mit dir spielen“, knurrte ich. „Wollen wir jetzt hier wie alte Frauen rumquatschen, oder endlich Musik machen?“

Cliff nickte grinsend und legte dann ein derart geiles Intro hin, dass einem die Ohren vibrierten. Wir performten heute gar nicht schlecht, lieferten einen Song nach dem anderen ab und auch wenn mir Aron am Arsch ging, war selbst er gut drauf.

Es machte wirklich Spaß, mit den Jungs zu spielen und ich versuchte, mich nicht in der Musik zu verlieren. Esther hatte heute Nachmittag ihren Termin beim Frauenarzt und ich hatte ihr versprochen, mitzugehen. Ich würde dieses verdammte Versprechen nicht brechen, komme was wolle. Ich würde es dieses eine Mal nicht verkacken, ich würde einmal das Richtige tun.

Fuck, ich durfte die beiden nicht verlieren.

Der Gedanke, dass sich ein Stück von Esther und von mir in ihrem Bauch befand, begann mir immer besser zu gefallen. Auch wenn es mir eine Scheißangst einjagte, hatte ich vielleicht die Chance, etwas Gutes zu machen.

Meine Gedanken waren verdammt kitschig, aber sie waren schon die ganze Zeit in meinem Kopf gewesen. Die Vergangenheit sollte dort bleiben, wo sie hingehörte … in der Vergangenheit.

Während der Session mit den Jungs floss die Musik durch mich hindurch, ich nutzte die Vibes um alles rauszulassen, um alles, was ich fühlte, in meine Stimme zu legen. Die Songs befreiten mich, sie sorgten dafür, dass ich wieder atmen konnte, dass ich für einen Moment daran glaubte, dass es gut werden könnte.

 

„Hey, das war gar nicht so schlecht“, erklärte Aron anerkennend, als wir fertig waren. „Der neue Song ist nicht übel.“

„Nicht übel?“, fragte Noah. „Der Song ist der Hammer, Eric.“

Cliff balancierte seine Drumsticks in der Hand. „Und wie. Die Mädels werden ausflippen. Vergangen ist ein echt geiler Song.“

Ich nickte. „Ich weiß.“

Noah deutete mit dem Finger auf mich. „Ich liebe deine Bescheidenheit!“

Ich grinste und schielte auf die Uhr. „Scheiße, ich muss los.“

„Was hast du denn noch vor?“, fragte Aron.

Ich schnappte mir meine Jacke. „Geht dich einen Scheiß an.“ Wenn der Verkehr nicht so beschissen war, sollte ich es problemlos zu Esther schaffen. Erst jetzt merkte ich wieder wie aufgeregt ich war. Mit schnellen Schritten lief ich nach draußen in die Sackgasse, schloss den Porsche auf und öffnete die Tür, als ich hinter mir jemanden meinen Namen rufen hörte.

In dem Moment erstarrte ich.

„Eric“, wiederholte der Scheißkerl noch einmal, und ich wollte nicht, dass er meinen Namen in seinen verfluchten Mund nahm, ich wollte nicht, dass er hier war, dass er überhaupt noch existierte.

Langsam drehte ich mich um. Ich hatte keinen Bock, noch länger davonzulaufen, ich hatte keinen Bock mehr, mich wie ein kleiner Junge zu fühlen.

Mein ganzer Körper war wie aus Eis, als ich ihn ansah. Die Jahre waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen, aber er war nicht mehr so fett wie damals. Seine Haare waren an den Schläfen grau, ich konnte mich nicht erinnern, ihn jemals in einem Anzug gesehen zu haben.

„Was willst du?“, presste ich hervor.

8 thoughts on “Eric – 111

  1. Neeeiiin ? warum hört ihr immer auf zu schreiben sobaöd es spannend wird… ? Ich kann es bis Dienstag kaum erwarten.
    Ob Eric doch noch zu Esther kommt? ?

  2. Oh nein oh nein oh nein!!! Warum du kleiner mieser Bastard!! Warum musst du Eric so was antun?!?! Esther brauch ihn doch! Ganz! Nicht zerbrochen wie eine kaputte Porzellantasse! Und dieser Kleine Hu…….. Ist auf dem besten Weg die Tasse von der Kante zu stoßen

  3. Oh ich bin ja beruhigt dass Eric es wirklich hinkriegen will zum Termin?…wenn nur nicht immer seine Vergangenheit dazwischen funken würde. Aber ich hoff soooo dass er noch ankommt bei Esther…in jeder Hinsicht…ich liebe eure Romane, Mädels…alle!!! Und ich hab sie alle gelesen ?..meine Highlights, immer wieder…freu mich sooo auf mehr von euch!!?
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