Eric – 121

Eric – 121

„Lang nicht gesehen“, empfing mich mein Anwalt und blickte von einem Stapel Unterlagen auf, als ich in sein schickes Büro in der 149sten Etage des Wolkenkratzers marschierte, der seinen verfluchten Namen trug.

„Lass uns die Sache hinter uns bringen“, murrte ich und ließ mich in den sauteuren Ledersessel vor seinem Schreibtisch fallen. Alles in Erik McLoyds Büro war sauteuer, angefangen von der silbernen Hausbar, bis zu den kühlen Designermöbeln, die seinen Stil vor Gericht widerspiegelten. Erik war einer der Besten in seinem Job – wobei Esther vielleicht gesagt hätte, dass er einfach nur einer der skrupellosesten Anwälte der Stadt war. Auf alle Fälle hatte er meine Interessen bisher ausgezeichnet vertreten.

„Also“, kam er gleich zur Sache. „Wie von dir gewünscht, hab ich einen Vertrag aufsetzen lassen, der alles beinhaltet, was du am Telefon zu mir gesagt hast.“

Ich ließ meinen Blick über die riesigen Schwarzweiß-Fotografien schweifen, die Erik mit einem früheren Präsidenten zeigte und versuchte, den tiefschwarzen brodelnden Hass in mir zu ignorieren.

„Denkst du, er wird darauf eingehen?“

McLoyd zog eine Augenbraue hoch und klopfte mit seinem silbernen Füller auf die lederne Schreibunterlage. „Bei dem Betrag, dem du ihm anbietest? Keine Frage, Eric. Du darfst nicht vergessen, er ist ein einfacher Mann. Für einen Menschen aus seiner Gesellschaftsschicht ist das ein unermessliches Vermögen.“

„Ich möchte einfach, dass er für immer aus meinem Leben verschwindet. Und aus dem von Zoe.“

„Das hast du deutlich gemacht“, erwiderte mein Anwalt trocken. „Natürlich bleibt abzuwarten, ob er fähig ist, sich an diese Vereinbarung zu halten. Sollte er es nicht tun, kann ich jedoch im Handumdrehen eine einstweilige Verfügung erwirken, die ihn von euch fernhält. Und das Geld wäre dann auch wieder weg.“

„Gut“, sagte ich, obwohl sich gar nichts gut anfühlte. Schon bei dem Gedanken, meinem Arschloch von Erzeuger einen Haufen Geld zu bezahlen, drehte sich mir der Magen um. Nicht, weil es mir um die Kohle ging, sondern weil er es einfach nicht verdient hatte, irgendetwas zu bekommen, nachdem er mir so viel genommen hatte.

„Okay. Sollen wir die Punkte nochmal durchgehen?“

„Nein. Sag mir einfach, wo ich unterschreiben soll.“

Erik McLoyd nickte und schob mir einen dicken Stapel Papiere über den Tisch. „Hier, hier und hier“, sagte er und deutete auf drei markierte Stellen. Mit Todesverachtung unterschrieb ich den Vertrag und schob ihn mit einer ruckartigen Bewegung wieder über den glänzenden Schreibtisch zurück.

„Und wie geht es jetzt weiter?“

„Unser Privatdetektiv hat deinen Vater bereits ausfindig gemacht“, antwortete Erik und ich zuckte bei dem Wort „Vater“ leicht zusammen. „Er wird einen gemeinsamen Termin arrangieren, wo ich ihm dein Angebot unterbreite. Spätestens in drei Tagen sollte ich eine verbindliche Antwort haben. Wenn er unterschreibt, werden die notwendigen Untersuchungen direkt im Anschluss vorgenommen. Sobald die Ergebnisse aus dem Krankenhaus da sind, rufe ich dich an.“

„Gut“, sagte ich erneut, obwohl es sich noch immer nicht gut anfühlte. Allerdings schon ein wenig besser als zuvor. Immerhin wusste ich, für wen ich das hier tat – und dass es richtig war, weil es hier um mehr, als um meine persönlichen Gefühle ging.

„Perfekt“, sagte Erik und schlichtete die Papiere zu einem ordentlichen Stapel. „Gibt es sonst noch was, das ich für dich tun kann?“

„Kannst du die Presse davon abhalten, über Esther zu schreiben?“, fragte ich sarkastisch.

Er hielt kurz inne. „Hat deine Freundin etwa Dreck am Stecken? Gibt es irgendetwas aus ihrer Vergangenheit, das ich verschwinden lassen soll?“

„Nein, verdammt“, knurrte ich. „Sie ist schwanger.“

Mein Anwalt starrte mich ungläubig an. „Von dir?“

„Natürlich von mir“, gab ich verärgert zurück.

Er hob eine Augenbraue. „Dann herzlichen Glückwunsch. Und verzeih meine Überraschung. Ich hatte bisher nicht den Eindruck, dass du Vater werden wolltest.“

Darauf sagte ich nichts, weil es ohnehin unmöglich gewesen wäre, McLoyd die Gefühle zu erklären, die dieser kleine helle Klecks auf dem Ultraschallbild bei mir ausgelöst hatte. Verdammt, ich verstand es ja selbst nicht mal.

„Ich hab’s vorhin Ernst gemeint“, sagte ich stattdessen. „Gibt es irgendwas, das ich tun kann, um sie aus dem Interesse der Öffentlichkeit rauszuhalten?“

McLoyd schüttelte den Kopf. „Schwerlich“, antwortete er. „Das Einzige, was du tun kannst, ist sie komplett abzuschotten.“

„Unmöglich. Sie geht zur Uni und würde sich nie einsperren lassen.“

„Dann“, sagte Erik, „bleibt dir nur noch, einen Bodyguard für sie einzustellen.“

4 thoughts on “Eric – 121

  1. Das ist so gemeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Ihr spannt uns auf die Folter!?????

  2. Hiiii das ist mein erster Kommentar und ich wollte nur mal sagen, dass ich diesen Blog sooooooo liiiiiiiebe und ich bin ein großer Fan von euch, ihr seid toll!! 🙂

  3. Hi!
    Also, ich habe alle Bücher von Rose Snow gelesen und sie haben mir alle super gefallen, danke dafür! Die „Groupie wider willen“- Bücher waren als letztes dran, aber zum Glück konnte ich dann hier noch weiterlesen. Ich kann es kaum erwarten bis Dienstag…
    LG Helli

Schreibe einen Kommentar zu Helli Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top