Eric – 124

Eric – 124

Whoa. Keine Ahnung, wie das so schnell eskalieren konnte. Gerade eben hatte ich noch Esther von den Vorteilen eines Bodyguards überzeugen wollen und keine zwei Minuten später wollte ihn sich Flo als Stripper unter den Nagel reißen.

„Ich denke nicht, dass Jackson strippen kann.“

„Für mich sieht er so aus, als ob er alles könnte“, erwiderte Flo lasziv und betrachtete Esthers Personenschützer unverhohlen unter ihren langen Wimpern hervor.

Genervt atmete ich aus. So gut sah der Kerl nun auch wieder nicht aus.

„Ich habe ihn nicht für dich eingestellt“, erwiderte ich etwas schroffer, als nötig. „Sondern für Esther.“ Obwohl es in dem Café nicht gerade leise war und keiner der anderen Gäste in der Nähe unseres Tisches war, senkte ich vorsorglich die Stimme. „Irgendwann wird man ihre Schwangerschaft sehen können – und dann wird es nicht lange dauern, bis irgendein Idiot herausfindet, dass ich der Vater bin – und dann braucht sie verdammt noch mal jemanden, der auf sie achtgibt, weil ich es nicht immer kann.“

Fuck, ich wollte hier keinen auf paranoid machen, aber die Vorstellung, dass ihr irgend so ein haariger Kerl auf die Pelle rückte und seine schwitzenden Pranken in ihre Richtung ausstreckte, weckte in mir den Wunsch, ihn zu töten.

Nach meinem Ausbruch wurde Esthers Blick ein wenig weicher und ich sah, wie ihr Ärger darüber, dass ich sie übergangen hatte, langsam verrauchte.

„Schon gut, dann strippt Jackson eben nicht auf meiner Party“, seufzte Flo und hakte das Thema ab, indem sie sich einen Chai Latte bestellte. „Aber dafür singst du“, setzte sie wie selbstverständlich hinzu und kramte in ihrer Handtasche nach einem Lippenstift.

„Ich soll auf deinem Junggesellinnenabschied singen? Dir ist aber schon klar, dass Chris an demselben Abend auch feiern geht, oder?“

„Du musst ja nicht den ganzen Abend bleiben. Nur ein Lied. Für deine zukünftige Schwägerin“, bettelte Flo und ich sah in ihren Augen, dass ich aus der Sache nicht rauskam.

„Okay“, murrte ich. „Dafür überzeugst du Esther, nicht länger wütend auf mich zu sein, weil ich ihr einen heißen Bodyguard besorgt habe.“ Keine Ahnung, was zur Hölle mit mir los war, aber ich wollte mein Mädchen so unbedingt zum Lächeln bringen, dass ich wahrscheinlich alles gesagt oder getan hätte.

„Esther, an dem Argument ist was dran“, sagte Flo und gab ihr mit der Schulter einen Schubs. „Außerdem ist Jackson sicher praktisch, wenn du mal eine große Kugel vor dir herschiebst.“

„Schon gut!“, stieß Esther hervor. „Ihr habt mich überstimmt. Aber Jackson begleitet mich nur dann, wenn ich das will, Eric“, sie blitzte mich herausfordernd an, „und nicht, wenn du es für notwendig erachtest.“

Am liebsten hätte ich ihr zwar sofort widersprochen, aber ich wusste, wann ich verloren hatte.

„Deal“, sagte ich deshalb und stieß mit meiner Espresso-Tasse gegen ihren Tee.

„Perfekt“, meinte Flo lächelnd. „Und jetzt lasst uns wieder über meine bevorstehende Hochzeit sprechen. Ich habe mir ein paar Locations angesehen und auch mit Chris gesprochen. Er hat gesagt, er lässt mir freie Hand, ihm ist nur wichtig, dass ich glücklich bin.“

„Verdammter Feigling“, murmelte ich in meinen Kaffee, was Flo geflissentlich ignorierte.

„Einen Platz zum Heiraten zu finden ist gar nicht so leicht, aber für den Junggesellinnenabschied hab ich den perfekten Ort: ein altes Kino – in Anlehnung daran, dass Chris und ich uns bei einer Filmvorstellung kennengelernt haben.“

Ich hob eine Augenbraue. „Was ja noch nicht besonders lang her ist. Wie lange kennt ihr euch jetzt schon?“

„Das ist unwichtig“, sagte Flo. „Was zählt, ist die Liebe.“

Bei diesen Worten glitt mein Blick zu Esther, die heute wieder wunderschön aussah. Das dunkle Grün ihrer schlichten Bluse brachte ihre Augen zum Leuchten und als ich sie ansah, füllte sich mein Brustkorb mit einer Wärme, die bis in die entlegensten Winkel meines Körpers vordrang. Es war seltsam, aber wenn Esther bei mir war, hatte ich einerseits das Gefühl, die Kontrolle über mich zu verlieren, während ich mir andererseits wünschte, dass es für immer so blieb. Und in diesem verwirrten Zustand schaltete ich mein Hirn aus und wusste plötzlich, was ich mir aus tiefstem Herzen wünschte.

6 thoughts on “Eric – 124

  1. Awww bitte das ist voll das schöne aber auch plötzliche Ende vielleicht könnte man ja eine Doppel Hochzeit machen ???

Schreibe einen Kommentar zu Valérie Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top