Eric – 125

Eric – 125

„Bereit?“, fragte ich die Jungs hinter dem roten Vorhang, und Cliff nickte mir grinsend zu, während Aron seine übliche Fresse zog. Dann startete er aber mit seinem fetzigen Gitarrensolo – und obwohl ich den Arsch manchmal gern auf den Mond geschossen hätte, konnte der Junge spielen wie der Teufel. Cliff setzte ebenfalls auf dem Schlagzeug ein und dann kam noch Noah mit dem Keyboard hinzu. Als sich der schwere alte Samtvorhang hob, begannen Flos Gäste in dem ausrangierten Kino zu kreischen und auszurasten.

Ich ließ meinen Blick über die Location gleiten und fuck ja, Flo hatte sich hier wirklich etwas verdammt Cooles ausgesucht. Es war eine gelungene Mischung aus alt und modern – mit jeder Menge schummriger Ecken und indirektem Licht, das den mottenzerfressenen Polstermöbeln noch eine Art erhabenem Glanz verlieh. Doch im Grunde war mir die Bude egal, im Grunde waren mir auch die ganzen Menschen egal – bis auf einen.

Sie stand direkt neben Flo in einem atemberaubenden silbernen Kleid, das sie wie ein Stern funkeln ließ. Ihre blonden Haare fielen ihr offen über die Schultern und schmiegten sich weich an ihren fantastischen Körper, der durch die Schwangerschaft von Tag zu Tag sogar noch heißer wurde.

Esther strahlte mich an und ich grinste schief zurück, obwohl meine Pumpe wie verrückt ging, wenn ich an morgen dachte. Nicht nur wegen Zoe, sondern auch wegen dieser anderen Sache.

Stopp, befahl ich mir selbst, hör verdammt noch mal auf zu denken, sonst kotzt du vor Aufregung noch in das verdammte Kino.

Abgesehen davon, dass ich kurz davor war, meinen Einsatz zu verpassen. Doch irgendwie ging das gar nicht, die Klänge flossen durch mich hindurch und mein Körper schaltete auf Autopilot. Ich spürte, wie ich das Mikro an meine Lippen hob und dann vermischte sich meine Stimme mit der Musik von den Jungs. Es passte einfach zusammen, so, wie auch Esther und ich zusammenpassten, wie es einfach nur perfekt war, bei ihr zu sein. Und selbst wenn es das Gegenteil von perfekt war und wir miteinander stritten, war es dann doch wieder perfekt, sobald wir uns versöhnten.

Sie war einfach eine verdammte Göttin und ich hatte keine Ahnung, warum gerade sie so jemanden wie mich lieben konnte. Unsere Augen fanden sich und fuck, es war, als ob ich in die Tiefen ihrer wunderschönen Seele blicken könnte. Als schließlich die Musik leiser wurde und die Leute im Saal den Atem anhielten, sang ich von der Liebe, dieser einen endlosen Liebe, die jede andere in den Schatten stellte und genügend Kraft hatte, um sogar den Tod zu überdauern.

Der letzte bittersüße Ton verklang und dann herrschte einen Moment lang Stille, bevor die Leute zu applaudieren begannen und Esther sich verstohlen eine Träne von der Wange wischte.

Und in diesem Moment war der verdammte Abend wirklich perfekt.

 

„Wo ist Jackson?“, fragte Esther, als wir etwa eine Stunde später aneinandergekuschelt in einem der mottenzerfressenen alten Kinosessel saßen.

„Keine Ahnung“, erwiderte ich. „Ist das denn wichtig?“

Sie grinste. „Du wolltest doch, dass er mich auf Schritt und Tritt begleitet.“

„Möglicherweise habe ich nicht damit gerechnet, dass ihr so gute Freunde werdet“, gab ich zurück und zog sie noch ein Stückchen näher. „Ich muss mir doch keine Sorgen machen, oder?“

„Wenn Jackson mich beschützt, musst du dir definitiv keine Sorgen um mich machen“, gab sie frech zurück und grinste mich herausfordernd an.

Ich schüttelte den Kopf und küsste sie auf die Nasenspitze. „Du bist schrecklich.“

„Und du liebst mich trotzdem.“

„Das ist wahr“, murmelte ich. „Ich liebe alles an dir.“ In diesem Moment vibrierte mein kack Handy und ich zog es aus der Jeans. „Aber jetzt muss ich dich hierlassen und zu meinem Cousin fahren, damit er seinen Junggesellenabschied nicht ganz allein feiert.“

Esther seufzte, bevor sie nickte und sich aus meiner Umarmung schälte. „Und ich sehe mal nach, wo Flo geblieben ist“, sagte sie und sah sich mit gerunzelter Stirn in dem großen Kinosaal um. „Ich habe sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.“

„Flo kannst du lange suchen“, lallte in diesem Moment eine betrunkene junge Frau in einem roten Einteiler. „Die ist vorhin mit einem aus der Band abgehauen – und so wie es ausgesehen hat, glaube ich nicht, dass die beiden wiederkommen.“

5 thoughts on “Eric – 125

  1. Manchmal denke ich Flo tickt nicht ganz richtig…erst die Blitzverlobung und jetzt geht sie an ihrem Junggesellenabschied mit jemand anders mit. Simon? Aber die Band braucht auf ner Privatveranstaltung eigentlich keinen Manager. Also ein anderer aus der Band. Ich hoffe wirklich, dass man ihr Unrecht tut und sich die Betrunkene vertan hat, aber ich glaube nicht wirklich daran. Flo ist einfach zu sprunghaft. Der arme Chris…

Schreibe einen Kommentar zu Helli Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top