Eric – 137

Eric – 137

„Na, du machst ja ein Gesicht“, murmelte Zoe, als ich von der Besprechung mit Simon und dem Rest meiner beschissenen Band zurückkam.

„Du siehst aber auch nicht viel besser aus“, erwiderte ich schlecht gelaunt und warf die Autoschlüssel auf die Ablage neben der Tür. Dann marschierte ich in die Hotelsuite. Zoe saß mit überkreuzten Beinen auf dem Ledersofa und wischte auf ihrem Handy rum.

„Jackson hat eine Freundin“, bemerkte sie missmutig. „Wusstest du das?“

Ich schüttelte den Kopf. „Mich interessiert nicht, was Jackson in seiner Freizeit tut, so lange er seinen Job erledigt.“ Sie rümpfte angewidert die Nase. „Was machst du eigentlich hier?“, fuhr ich fort. „Solltest du nicht bei deiner Mutter sein?“

Zoe starrte weiter auf ihr Handy, wobei ihr die schwarzen Haare ins Gesicht fielen. „Sollte ich?“

Ihre Stimme klang irgendwie seltsam und ich runzelte die Stirn. „Hattet ihr Zoff?“

Als sie nicht antwortete, ging ich zur Bar, um mir einen Drink einzuschenken.

„Der Tag war einfach scheiße“, murmelte sie schließlich.

Ich grunzte bestätigend, woraufhin sie mich wieder ansah. „Und was war bei dir?“

Das leise Klirren der Eiswürfel hatte einen beruhigenden Klang und der große Schluck Whiskey eine noch bessere Wirkung.

„Simon war total angepisst“, murrte ich dann. „Wegen der Prügelei mit Aron ist ein fetter Werbedeal geplatzt. Noah weigert sich, mit uns zu sprechen, Esthers Vater ist noch immer im Krankenhaus und wir werden verklagt, weil irgendein Idiot behauptet, ich hätte seine Textzeile geklaut.“

„Wow. Dann stimmt es also, was alle schreiben?“, erwiderte Zoe. „Das ist scheiße. Nicht schlimmer, als die Tatsache, dass Jackson eine Freundin hat, aber trotzdem kacke.“

Ich warf einen Eiswürfel nach ihr und sie quietschte lachend. Dann wurde sie ernst. „Wie schlimm ist es? Mit Esthers Papa?“

Seufzend nahm ich noch einen Schluck. „Er scheint auf dem Weg der Besserung zu sein. Esther hat mir vorhin eine Nachricht geschrieben. Jackson hat sie abgeholt und sie ist jetzt auf dem Weg nach Hause. Simon hat nach dem Wochenende so einen Terror gemacht, dass sie meinte, ich soll in die Stadt fahren. Aber vielleicht hätte ich sie nicht allein lassen sollen. Keine Ahnung.“

Zoe klopfte neben sich auf das schwarze Ledersofa und ich ließ mich auf den Platz neben ihr fallen. Eine Weile saßen wir einfach nur stumm nebeneinander.

„Du bist gar nicht so ein Arsch, wie ich anfangs dachte“, sagte sie irgendwann.

Ich grunzte. „Dankeschön.“

Sie lächelte mich von der Seite an. „Ich meins ernst. Dafür, dass du so viel Kohle hast, bist du echt in Ordnung. Ich glaube, die meisten Leute versaut das Geld noch viel mehr.“

Ich nahm noch einen Schluck Whiskey, bevor ich das leere Glas mit einem leisen Klirren auf dem Couchtisch abstellte. „Vielleicht war ich schon zu kaputt, als dass die Kohle noch was daran hätte ändern können.“

„Vielleicht.“

„Was ist jetzt mit deiner Mutter?“, fragte ich dann. „Weiß sie, dass du hier bist?“

Zoe nickte beiläufig. „Ich hab ihr gesagt, dass ich zu dir gehe. Ich hab keinen Bock mehr, dort zu wohnen.“

Ich stutzte. „Wie meinst du das?“

Sie begann wieder auf ihrem Handy rumzutippen. „Ich will lieber bei dir leben. Du hast schließlich genug Platz. Und die Schulen hier sind mit Sicherheit auch besser als in dem Kaff, in dem ich gewohnt habe.“

„Aber ich bin nicht dein Vormund“, setzte ich an.

Sie presste die Lippen aufeinander. „Das ist mir egal. Ich will nicht mehr zurück.“

„Zoe …“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß, was du denkst. Du denkst, ich bin noch ein Kind. Aber ich wäre fast gestorben, Eric. Glaub mir, ich bin reif genug, um zu wissen, bei wem ich sein möchte. Und das ist weder unsere Mutter, noch mein verdammter Stiefvater, der mir nicht mal mehr in die Augen sehen kann, seit er weiß, dass ich nicht von ihm bin.“

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