Eric – 144 (inkl. Leseprobe aus „19 – Das erste Buch der magischen Angst“)

Eric – 144 (inkl. Leseprobe aus „19 – Das erste Buch der magischen Angst“)

Chris seufzte. „Mann, Eric. Ich werde dir nicht reinquatschen, was deine Mutter anbelangt. Aber du weißt, was ich denke, oder?“

Ich hob eine Augenbraue. „Ja, du denkst, dass Rosa eine Farbe ist, die dir steht.“

„Rosa steht mir echt, Mann.“

„Tut es nicht.“

Er verdrehte die Augen. „Egal. Das ist nicht der Punkt, auf den ich hinauswollte.“

Ich winkte einem dünnen Angestellten des Juweliers. Er hatte einen Oberlippenbart, war aber hinreichend motiviert, seinen Arsch schnell in Bewegung zu setzen.

„Ich will diesen Ring da“, erklärte ich ihm, als er angelaufen kam. Dabei deutete ich auf den filigranen Goldring, den ich für Esther ausgesucht hatte.

„Sehr wohl, Sir.“ Der Typ schwitzte, als er nach einem riesigen Schlüsselbund griff und von den zehntausend Schlüsseln nach dem richtigen suchte, der zu der Vitrine passte, in dem Esthers Ring lag.

Das konnte noch eine Weile dauern.

„Also, du wolltest was darüber sagen, dass echte Kerle rosa tragen können“, zog ich Chris auf, der schweigend neben mir darauf wartete, dass der Kerl wieder abzog und wir weiterquatschen konnten.

Chris schüttelte den Kopf. „Vergiss rosa. Ich wollte dir was ganz anderes sagen.“

„Und was?“

Da der Angestellte noch immer nach dem richtigen Schlüssel suchte, zögerte Chris erst. Schließlich sagte er leise: „An Ärger festhalten, ist so ähnlich, als würdest du ein Stück glühende Kohle halten, um sie auf jemanden zu werfen, Eric. Der, der sich am Ende verbrennt, bist nur du selbst.“

Ich runzelte die Stirn. „Was?“

Chris seufzte. „Zwingst du mich jetzt dazu, das Ganze zu wiederholen?“

Der Typ hatte nun endlich die Vitrine offen und griff nach dem Ring, den ich ihm gezeigt hatte. „In welcher Größe wünschen Sie ihn denn, Sir?“

Diesmal war ich klüger als beim Kauf meines Verlobungsringes, wo ich Esther einfach auf gut Glück einen Ring ausgesucht hatte. „Der hier passt meiner Verlobten“, murmelte ich und gab dem Angestellten des Juweliers einen von Esters Ringen, damit er einen Größenvergleich vornehmen konnte.

Als der Angestellte in einem hinteren Teil des Ladens verschwunden war, wandte ich mich wieder an Chris.

„Okay, was soll der Scheiß? Hast du am Wochenende zu viel Star Wars gesehen? Oder wieso kommst du mir mit einem Meister Yoda-Spruch um die Ecke?“

Mein Cousin fuhr sich durch die Haare und seufzte tief. „Das war nicht von Meister Yoda, sondern von Buddha, Eric. Und ich finde, da steckt viel Weisheit drin. Ich sage ja nicht, dass du deiner Mutter vergeben sollst, weil sie das verdient hat …“

„Wunderbar, da sind wir uns ja schon mal einig“, knurrte ich, als Oberlippenbart von der anderen Seite des Raumes zaghaft die Hand hob. Gemeinsam setzten wir uns in Bewegung.

„Ich finde, du solltest es tun, damit es dich nicht länger auffrisst, Eric.“

Kategorisch schüttelte ich den Kopf, während ich an den Schaukästen vorbei zum Kassenbereich marschierte. „Ich werde ihr nie vergeben, Chris.“

„Ich weiß. Aber du solltest auch nicht an deinem Hass festhalten. Er ist wie dieses verdammte Kohlenstück, das dich in Wahrheit nur selbst verbrennt. Lass die Vergangenheit einfach los.“ Chris legte mir seine warme Hand auf die Schulter, und verdammt, ich hätte sie gern abgeschüttelt, aber er war nun mal mein verflucht-perfekter Cousin, also biss ich die Zähne zusammen und ließ es geschehen.

„Ich bin auf deiner Seite, Mann. Und ich sage dir, wenn du den Schritt machst, fühlst du dich nachher besser. Ganz abgesehen davon, dass Esther dich noch mehr lieben wird und du einen ziemlich guten Job bei Zoe machen würdest.“

„Furze ich auch rosa Einhornstaub, wenn ich es tue?“

Sein Gesülze ging mir langsam echt auf die Eier.

Chris zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Ich kenne mich mit Einhornstaub nicht aus. Aber rosa würde dir sicher gut stehen.“ Der Idiot grinste mich breit an.

Wir hatten Oberlippenbart nun erreicht und ich gab ihm wortlos meine Kreditkarte. Im selben Moment klingelte Simon durch.

„Was gibt’s?“, murrte ich und klemmte mir das Handy zwischen Ohr und Schulter, während ich darauf wartete, den Kassenbon zu unterschreiben.

Chris hob ebenfalls fragend die Augenbrauen.

„Langsam, Simon, ich hab nur New York verstanden. Im FEARS? Ne, kenne ich nicht“, murrte ich, während ich die Rechnung unterschrieb. Simon redete weiter und ich runzelte die Stirn. „Okay. Und wann soll der verdammte Gig stattfinden?“

 

Ihr Lieben,
nur noch 2 Tage, bis der erste Band unserer neuen Trilogie „19 – Die Bücher der magischen Angst“ bei Amazon erscheint. Wie bei unserer letzten Blogroman-Folge schon angekündigt, hat sogar Eric einen kleinen Gastauftritt in dem Buch bekommen. 🙂 Wir wünschen Euch viel Spaß mit dem Leseschnipsel!

Leseprobe:

„Der Club ist der Hammer!“, schrie Kim, als plötzlich unzählige Seifenblasen aus der Decke auf uns herabschwebten. Sie schimmerten in allen Regenbogenfarben, bevor sie an den ausgestreckten Händen der Tanzenden zerplatzten. Kim und ich tanzten eine Zeit lang zur Musik, bis ich aufs Klo musste und ihr Bescheid gab. Sie nickte, woraufhin ich mich durch die Masse aus Leibern zu einem der seitlichen Gänge kämpfte, die mit Neonschildern und Leuchtmarkierungen ausgestattet waren.

Da vor der Toilette im Untergeschoss eine irre lange Schlange stand, drehte ich um und nahm eine der Metalltreppen nach oben. Auf dieser Etage war es ein wenig ruhiger, es gab eine eigene Bar und Sitzbereiche aus hellgrauem Leder. Die Musik war allerdings nicht ganz so laut, sodass sich die Leute an den Tischen tatsächlich miteinander unterhalten konnten. Suchend ging ich weiter, bis ich in einen Raum gelangte, der noch exklusiver wirkte als der Rest des Clubs. Zwei kristallene LED-Lüster hingen von der Decke und beleuchteten die modernen Couchlandschaften rund um die goldglänzenden Tische. Die wenigen Gäste sahen aus, als ob sie jede Menge Geld hätten. Offenbar war ich unabsichtlich in einen VIP-Bereich gestolpert.

Um nicht rausgeworfen zu werden, wandte ich mich rasch nach rechts und betrat einen Korridor mit neonfarbenen Leuchtmarkierungen, die den Weg zur nächsten Toilette anzeigten. Ein schlanker Typ mit einem schmalen Gesicht lehnte an der Wand und wischte auf seinem Handy herum. Passend zu seiner Ausstrahlung war er ganz in Schwarz gekleidet. Seine dunklen Haare fielen ihm über die Augen, während er eine Nachricht tippte.

Bei seinem Anblick verlangsamte ich unbewusst meine Schritte. Irgendetwas an ihm kam mir bekannt vor. In diesem Moment hob er den Kopf und ich verstand, woher ich sein Gesicht kannte.

Vor mir stand der Leadsänger von NEBEN. Seine blauen Augen trafen meine. Im selben Moment wurde mein Handgelenk unnatürlich heiß, kurz darauf erschien der Rabe. Ich sah einen schwarzen Schnabel sowie glühende Augen neben mir aufblitzen, bevor der tiefschwarze Vogel mit kraftvollen Flügelschlägen an mir vorbeiglitt und ich seine hauchzarte Berührung auf der Wange spürte. Gleichzeitig erfasste mich die Angst …

 

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