Eric – 152

Eric – 152

„Was für eine Idee haben Sie denn?“ Sanchez starrte Eric reserviert an. „Wie es mir gelingen soll, all die perfekt aufeinander abgestimmten Abläufe, an denen ich seit Monaten feile, ganz einfach umzuändern, damit Sie beide irgendwo anders heiraten können?“

Ich zog eine Augenbraue hoch. Der Typ drehte eindeutig mehr am Rad als Esther und ich.

„Beinahe“, erwiderte ich knapp. „Ich habe mich gefragt, ob wir nicht einfach dort drüben heiraten können.“ Damit deutete ich mit dem Kinn auf das Waldstück, das sich neben der Wiese mit dem trostlosen rauchenden Rest unserer Hochzeitslocation erstreckte.

„Im Wald?“ Sanchez’ Stimme nahm eine ungesunde Klangfarbe an, bei der sich mein Musikerherz innerlich verkrampfte. „Zwischen den Bäumen?“

Esther folgte unserem Blick und strich sich mit der Hand sanft über ihren kugelrunden Bauch. „Oh, das ist eine großartige Idee.“

„Das ist eine furchtbare Idee“, erklärte der Hochzeitsplaner entschieden. „Wie stellen Sie sich das denn vor? Sollen wir uns mit einer Kreissäge einen Weg durchs Unterholz bahnen, um die Tische und Stühle zwischen den Baumstämmen hindurchzubekommen? Und sollen die Gäste dann inmitten von Eichhörnchen und Füchsen ihr Essen zu sich nehmen und hinter den Stämmen ihre Notdurft verrichten?“

Ich kniff genervt die Augen zusammen, aber Esther schien der Ausbruch des Hochzeitsplaners zu amüsieren.

„Ich denke nicht, dass Eichhörnchen und wilde Füchse wie bei einem Disneyfilm um uns herumspringen werden, Sanchez.“

„Aber die Logistik!“, brach es dann aus ihm heraus. „Wie sollen wir die Band im Wald unterbringen? Woher nehmen wir den Strom, die Toiletten, das Hochzeitszelt? Wir können nicht einfach alles, was wir hierfür vorbereitet haben, in den Wald verlegen.“ Er machte eine kurze Pause. „Es gibt einen Grund, warum ausschließlich Verrückte im Wald heiraten.“

„Es gibt aber auch einen Grund, warum meine Eltern behauptet haben, dass Sie der Beste sind“, entgegnete Esther mit einer Zuversicht, die ihm den Wind aus den Segeln nahm. Unter ihrem strahlenden Lächeln begann sich der dünne Hochzeitsplaner zu winden.

„Wir müssten natürlich einige Anpassungen vornehmen“, warf ich ein und drückte die Hand meiner zukünftigen Frau. „Aber ich heirate lieber ein wenig kleiner und bescheidener als gar nicht.“

Esther nickte bestätigend.

Sanchez atmete tief aus. „Schön“, meinte er dann. „Lassen Sie uns einen Waldspaziergang machen. Vielleicht ergibt sich ja eine Möglichkeit, diese Hochzeit doch noch stattfinden zu lassen.“

 

***

 

„Das war eine großartige Idee von dir“, erklärte Esther, als wir im Auto saßen und zurück in unser neues Haus fuhren. „Die Lichtung ist einfach paradiesisch.“

„Es freut mich, dass sie dir gefällt.“

Ich lächelte sie von der Seite an. Dabei fiel mir wieder einmal auf, wie wunderschön sie war. Obwohl ihr Bauch mittlerweile so groß war, dass die schon längst Gläser und Teller darauf abstellen konnte, war sie für mich nie anziehender gewesen.

„Was ist los?“ Esther betrachtete mich forschend, als meine Gedanken in eine andere Richtung abdrifteten. „Woran denkst du?“

Mann, ich konnte ihr nicht mal für fünf Sekunden etwas vormachen.

„An die Zukunft.“

Sie runzelte leicht die Stirn und wartete einfach ab.

„Ich habe über diese beschissenen Plagiatsvorwürfe nachgedacht. Und ob es nicht besser wäre, einfach …“

„Einfach was, Eric?“

„Einfach nachzugeben.“

Ich richtete meinen Blick auf die Straße, an deren Horizont die Sonne gerade unterging. Der dunkelrot glühende Ball erinnerte mich daran, dass es im Leben Wichtigeres gab, als immer im Recht zu sein. Manchmal lohnte es sich, zu kämpfen, und manchmal tat es das nicht.

Esther legte sanft ihre Hand auf meinen Oberschenkel. „Tu das, was du für richtig hältst, Eric. Ich stehe hinter dir, ganz egal, wie du dich entscheidest.“

 

Unser Blogroman geht leider zu Ende!

Ihr Lieben, nach drei wundervollen Jahren ist es soweit: unser Blogroman nähert sich seinem Ende. Es ist vielleicht kein Abschied für immer, aber zumindest ein Abschied für den Moment.

Bis Ende Februar veröffentlichen wir weiterhin jeden Dienstag und Freitag die neuen Folgen von Esther und Eric, bis wir die beiden dann in ihr gemeinsames Leben entlassen.

Falls ihr Lust habt, das Ende der Geschichte schon vorab zu erfahren, könnt ihr es hier nachlesen – denn der dritte Teil von „Groupie wider Willen“ hat heute das Licht der Welt erblickt! Natürlich gibt es das eBook auch diesmal wieder zum günstigen Einstiegspreis von nur 0,99 EUR.

Ihr könnt euch aber auch ganz entspannt zurücklehnen und das Ende der Geschichte in den nächsten Wochen Stück für Stück genießen 🙂

Nun wünschen wir euch aber erstmal ein schönes Wochenende! Eure Ulli & Carmen aka Rose Snow

 

 

6 thoughts on “Eric – 152

  1. Ihr Lieben!
    Vielen Dank für die bezaubernde Zeit. ?Sicher könnte es noch ewig so weitergehen, aber irgendwann musste ja mal Schluss sein. Und es gibt ja soviel Neues von euch zu entdecken ??. Ich bin sehr auf das Ende gespannt, hoffe natürlich auf ein Happy End????
    Liebe Grüße!

  2. Danke ihr Lieben!
    Wir verabschieden uns auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge, aber wie Kristin richtig schreibt: irgendwann muss es ja zu Ende gehen und wir hatten das Gefühl, wir schulden Eric & Esther langsam ihr Happy End 🙂

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