Eric – 65

Eric – 65

Verdammte Scheiße, ich hatte nicht geahnt, dass ich jemanden so sehr hassen konnte. Der Wunsch, dem Arschloch wehzutun kam von ganz tief unten und ich fühlte mich wie ein verfluchter Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Eine falsche Bewegung und ich würde hochgehen.

„Eric? Ist alles in Ordnung? – Ich hätte das nicht sagen sollen“, flüsterte Flo und vergrub das Gesicht in ihren Händen.

„Doch, es ist gut, dass du es mir gesagt hast“, erwiderte ich gepresst.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich hab Esther was versprochen. Und ich … ach, verdammt.“ Sie griff nach ihrem Weinglas und stürzte den restlichen Inhalt in einem Zug hinunter. „Mir ging es wirklich nur um diesen Online-Artikel“, sagte sie dann. „Ich wollte dir das andere gar nicht erzählen. Aber ich … ich möchte sie beschützen, das versteht du doch?“

Ich nickte, während ich aus dem Fenster des Restaurants hinaus auf die Straße blickte. „Das verstehe ich“, erwiderte ich hasserfüllt. „Glaub mir, das verstehe ich nur zu gut.“

 

Den Rest des Tages versuchte ich Esther immer wieder zu erreichen, aber es sprang immer nur die verdammte Mailbox an. Es machte mich wahnsinnig, die ganze Scheißsituation machte mich wahnsinnig und ich war schon drauf und dran in meinen Porsche zu steigen und zu ihr zu fahren – doch ein letzter Rest von Vernunft hielt mich davon ab.

Fuck, ich war wie so ein verdammtes Pulverfass, und nur daran zu denken, was der Arsch getan hatte, weckte in mir den Wunsch ihn zu töten. Ich konnte Esther nicht so gegenübertreten, ich konnte das echt nicht bringen, nicht nach dem, was sie hatte erleben müssen.

Die Nacht verlief total beschissen. Ich ließ mich in meinem Hotelzimmer volllaufen und versuchte zu kapieren, wie mein Leben, das sich gerade noch so verdammt gut angefühlt hatte, in so kurzer Zeit den Bach runtergehen konnte. Das Gefühl, nicht dagewesen zu sein, um sie zu beschützen, machte mich fertig – es zerstörte mich – und dazu kam, dass ich keine Ahnung hatte, ob mit der Kleinen von der Bar etwas gelaufen war.

Als der Morgen graute, sprang ich in den Pool und schwamm so viele Längen, bis der Alkohol aus meinem Körper draußen war. Dann zog ich mich an und fuhr zu der verdammten Uni.

 

Ich hatte meine Sonnenbrille vergessen und die Leute starrten mich an, aber es war mir egal. Ich ignorierte jeden, der mit mir Augenkontakt herstellen wollte und dachte darüber nach, was ich ihr sagen wollte. Von ihrer Freundin wusste ich, in welche Vorlesung sie gehen würde und nach der letzten Nacht war mir klar, dass wir miteinander reden mussten.

Als ich zum Vorlesungssaal kam, war die Tür noch zu. Ein paar Studentinnen hatten sich davor versammelt und ich sah, wie sie die Köpfe zusammensteckten und aufgeregt zu tuscheln begannen. 

„Hey … bist du nicht dieser Sänger?“, sprach mich eine von ihnen an und ich überlegte, einfach so zu tun, als ob sie sich irrte, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm.

Es war Esthers beschissener Dozent, der gerade aus einem Büro kam, mit so einem beschissenen Lächeln im Gesicht, das ich ihm spontan aus der Fresse schlagen wollte.

„Guten Morgen, Ladys“, begrüßte er die Studentinnen gutgelaunt, bevor sein Blick zu mir wanderte und etwas von seiner Fröhlichkeit verlor.

„Guten Morgen, Mister Norris“, flötete die eine, die mich angesprochen hatte und starrte mich dabei unverhohlen an.

Das Arschloch schwieg einen Moment, bevor er sich fing.

„Mister Adams, richtig?“, sagte er ruhig. „Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuchs? Ich hätte Sie nicht für einen Wissenssuchenden gehalten.“ Er betrachtete mich mit einem abschätzigen Lächeln, und obwohl ich eigentlich gekommen war, um Esther zu sehen, übernahm nun mein Körper die Führung.

Ohne ihn aus den Augen zu lassen, trat ich auf ihn zu.

„Sie wissen genau, warum ich hier bin“, knurrte ich und musste mich beherrschen, ihm nicht sofort eine zu verpassen.

„Wollen Sie Ihr Studium nachholen?“, entgegnete er amüsiert und zog beide Augenbrauen hoch. „Ich fürchte, dafür fehlt Ihnen die nötige Qualifikation.“ Er beugte sich vertraulich etwas näher. „Bleiben Sie lieber bei Ihrer Musik. Und überlassen Sie das Studium Ihrer Freundin.“ Er machte eine kurze Pause. „Sie war letztens bei mir, um ihre Projektarbeit mit mir zu besprechen – und ich kann Ihnen sagen, sie ist wirklich sehr talentiert.“

Er grinste mich dreckig an und ich starrte blind vor Wut zurück. Das Blut rauschte in meinen Ohren und ich spürte, wie sich meine Hand zu einer Faust ballte, während ich mir vorstellte, wie er seinen dreckigen Schwanz an ihr gerieben hatte. Und dann explodierte der ganze Hass in meinem Inneren und schwemmte alles fort, jede Barriere, jeden Gedanken, bis nur noch der Wunsch, ihm wehzutun übrig blieb und ich so lange auf ihn einschlug, bis der Dreckskerl blutend am Boden lag.

 

5 thoughts on “Eric – 65

  1. Das ist gar nicht gut, mich beschleicht da eine böse Vorahnung. Das Dozenten Arsch wollte das ganze provozieren um Profit zu machen und Erik mit seinem Gemüt ist leider ein leichtes Opfer.
    Der wird ihn bestimmt auf Schmerzensgeld etc. verklagen! Und dann kommt auch schon das nächste Problem auf Ester zu. Nämlich das mediale Gemetzel. Das wird der Armen gar nicht gut tun.
    Bin mal wieder solo schrecklich neugierig gespannt wie es weiter geht!!!!!
    Habt ein schönes Wochenende mit kreativen Ideen und Inspirationen!!!!!

  2. Ich hätte es nicht anders erwartet. Eric lässt nie lang auf sich warten. Gut, Norris hätte ich nach SO einer Provokation wahrscheinlich auch eine in die Fresse geschlagen. ,, sie ist wirklich SEHR talentiert“ ist wohl das Flämmchen am Benzinkanister gewesen. Oder wo Norris sagte, Eric sollte das Studieren seiner Freundin überlassen und er sich lieber auf seine Musik konzentrieten, war auch schon ganz schön fies.
    Freue mich schon auf Dienstag?

  3. Puh, das war dann wohl eine Naturgewalt, die über Norris hinweggerollt ist. Aber er hat es verdient, ich hoffe nur, dass Esther dadurch keine Schwierigkeiten bekommt.?

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