Eric – 66

Eric – 66

„Was hast du?“, fragte sie leise und ihre hinreißenden Augen glitten über mein Gesicht, als könnte sie die Antwort auf die verdammte Frage darin finden.

Fuck, sie kannte mich einfach zu gut und ich wandte den Blick ab, während ich das Scheißgefühl in meiner Brust zu ignorieren versuchte. Das Scheißgefühl, das mir verklickerte, dass ich ein Arschloch war und eine Frau wie sie nicht verdient hatte. Jetzt noch weniger als zuvor.

„Eric? Du machst mir langsam Angst.“

Ohne sie anzusehen, stand ich auf und fuhr mir durch die Haare. Ich machte mir verdammt noch mal selber Angst und eine Stimme in mir pochte darauf, dass ich jetzt die Fakten auf den Tisch packen musste, aber ich brachte es nicht über mich.

„Lass uns von hier verschwinden“, sagte ich stattdessen.

Sie setzte sich im Bett auf. „Was?“

Ich wandte mich zu ihr um und betrachtete ihr ebenmäßiges Gesicht. Ihre blonden Haare flossen ihr über die Schultern und umspielten ihren schlanken Hals. Sie war verdammt noch mal perfekt und ich … das beschissene Gegenteil davon.

„Lass uns einfach abhauen“, hörte ich mich sagen, weil ich noch nicht bereit dafür war, die Wärme in ihrem Blick erlöschen zu sehen.

„Abhauen?“ Sie runzelte die Stirn. „Wohin denn?“

„Das ist mir egal“, erklärte ich und ging zurück zu ihrem Bett. „Ich will einfach nur raus. Was hältst du von den Bergen?“

„Hast du mir nicht eben noch erklärt, ich hätte Fieber?“, fragte sie halb belustigt und zog eine Augenbraue hoch.

„Du kannst dich ja noch ausruhen, bevor wir aufbrechen.“

„Und ich habe Vorlesungen“, fuhr sie fort. „Ich muss zur Uni, ich kann doch nicht einfach …“

Ich ließ mich auf der Bettkante nieder und strich ihr sanft mit dem Daumen über die Lippen. Ihre Haut fühlte sich fantastisch an, und ich spürte, wie ihr Atem etwas schneller wurde, als ich sie liebkoste.

„Vergiss die Uni“, murmelte ich und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Lass uns für zwei Tage einfach so tun, als ob wir keine Verpflichtungen hätten.“

„Aber …“

„Schhh …“, unterbrach ich sie und schüttelte den Kopf. „Keine Verpflichtungen. Nur du und ich, ein Zimmer mit einem riesigen Bett“, meine Finger glitten sanft über ihre Schlüsselbeine, „und eine unglaubliche Aussicht. Wie klingt das?“

„Wie ein Traum“, erwiderte sie atemlos und schloss kurz die Augen, als ich die Wanderung meiner Hände fortsetzte.

„Dann lass uns jetzt träumen“, murmelte ich rau und zog sie an mich, wobei ich mir wie das letzte Arschloch vorkam.

***

„Oh mein Gott, Eric. Es ist wunderschön hier“, flüsterte sie, als sie vor dem bodentiefen Fenster unseres Chalets stehenblieb und hinaus auf die schneebedeckten Berggipfel blickte. Ich trat von hinten auf sie zu und legte meine Arme um ihren schlanken Körper. Über uns spannte sich ein tiefblauer Himmel ohne eine einzige Wolke und ich atmete den Duft ihres Shampoos ein, bevor ich nickte.

„Wie fühlst du dich?“, fragte ich dann. „War der Flug zu anstrengend?“

Rasch schüttelte sie den Kopf und drehte sich in meinen Armen herum, bis sie mich ansehen konnte.

„Du hattest recht“, meinte sie lächelnd. „Der Ortswechsel tut mir wirklich gut. Ich fühle mich fantastisch.“ Sie strahlte mich an und meine Pumpe zog sich schmerzhaft zusammen, als ich an Vegas dachte. Verdammt, ich musste ihr die Wahrheit sagen.

„Woran denkst du?“, fragte Esther in diesem Moment und ihre braunen Augen verengten sich. „Du wirkst so abwesend. Ist es …“, sie schluckte, „ist es … wegen ihm?“

Eine plötzliche Unsicherheit lag auf ihren Zügen und ich schnaubte. „Nein“, erwiderte ich scharf und verfluchte mich dafür, dass ich so ein Idiot war, der sich nicht im Griff hatte. „Ich habe nur …“

„Du hast nur?“, wiederholte Esther und blickte mich fragend an.

„Ich habe nur vergessen, dass ich Chris anrufen wollte“, platzte es dann aus mir heraus, während ich mich fragte, warum zur Hölle ich nicht schon früher auf den Gedanken gekommen war.

9 thoughts on “Eric – 66

  1. Also ich kann es ja verstehn, dass Eric seine Schwierigkeiten hat es Esther zu sagen aber wenn er es noch länger verschweigt, wird es umso schwerer es ihr zu sagen. Un einen Ortswechsel trägt auch nicht viel dazu bei.

  2. Oh man, hoffe das Erik ihr das Geständnis nicht in der Wildnis der Berge verklickert!!! Sonst haut die arme Ester noch in einer überstürzten Flucht in diese ab. Er hätte es ihr Zuhause sagen sollen und um erst danach die hoffentliche Versöhnung in der Einsamkeit zu besiegeln.

  3. Er kann ja sagen, dass es wirklich nichts passiert ist (Hose hat er doch an behalten!) Die Tussi kann sonst was erzählen! Wie kann sie etwas beweisen? Sogar die Fotos wären kein Beweis, weil man die auch fälschen kann… Eric muss natürlich zugeben, dass er gesoffen hat…

  4. Er will sicher über Chris an die Nummer der Barkeeperin kommen. Sie arbeiten ja für dieselbe Firma. Vielleicht klärt sich dann bald alles. Bin schon gespannt, wie es morgen weiter geht und wann er Esther alles beichtet.

  5. Wie würde es denn dir gehen wenn du deiner großen Liebe gegenüber stehst und du ihm/ihr verklickern musst das du fremdgegangen bist und auch wenn du es nicht sagen würdest würde es dich von innen auffressen ich habe zwar keine erfahrungen in solchen sachen aber ich bin sehr empathisch

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