Eric – 89

Eric – 89

„Willst du nicht zuerst mit ihm sprechen?“, fragte Esther und sah mich mit diesem Blick an, der es mir fast unmöglich machte, ihr etwas abzuschlagen.

„Warum sollte ich?“, erwiderte ich hart.

„Weil ich denke, dass Simon ein netter Kerl ist.“ Sie stand auf und schenkte sich an der Bar ein Glas Wasser ein. „Er wirkt nicht wie jemand, der dich hintergehen würde.“

„Da behaupten die Fakten aber was anderes.“

„Vielleicht hat er Probleme“, versuchte sie mich zu besänftigen. Ich zog eine Augenbraue hoch, ich konnte es nicht leiden, wenn man mich verarschte. Nach der Scheiße mit Alex brauchte ich jetzt keinen Typen, der die Gelder einzog. Es war mir egal, warum Simon es machte, er machte es, und damit war die Sache für mich gegessen.

„Vielleicht hat er einen triftigen Grund“, sagte sie und ich lehnte mich zurück. „Yep, der Grund heißt Geldgier.“

„Das weißt du nicht.“

„Esther“, erklärte ich und rieb mir über die Augen. „Es gibt einfach zu viele Geier in dem Business, Geier die nach Täubchen aussehen, aber trotzdem Geier sind. Du hast keine Ahnung, wie viele Frauen mir ein Kind unterjubeln und wie viele Leute sich schon an mir bereichern wollten. Jeder versucht einfach seinen Vorteil aus einem zu ziehen. Dieses Musikgeschäft ist verdammt beschissen, eine schwarze Seuche und du kannst gar nicht glauben, wie schnell es dir die Seele vergiftet.“

Esther blickte mich an und für einen Moment bereute ich, was ich gesagt hatte. Warum konnte ich nicht einfach die Klappe halten?

Es kotzte mich an, dieser belehrende Vortrag über das Musikgeschäft, und ich mochte meine Worte selbst nicht, auch wenn sie der Wahrheit entsprachen. Sie klangen nach Verbitterung, Mann, nach einem abgefuckten Rockstar aus einer beschissenen Doku, der ich vielleicht wirklich war.

„Ich glaube nicht daran.“

„Wie bitte?“, fragte ich und war schon wieder geflasht, wie sie es schaffte, mich immer wieder zu überraschen.

„Ich denke, du solltest mit Simon reden. Er ist ein netter Kerl und ich will nicht daran glauben, dass er grundschlecht ist und nur das Geld will. Ich habe euch zusammen erlebt und ich denke, dass er wirklich an die Band und eure Musik glaubt.“

„Solange die Kohle fließt.“

Esther trank noch einen Schluck Wasser, dann schüttelte sie den Kopf. „Sprich mit ihm, was hast du zu verlieren?“

Ich betrachtete sie. „Was habe ich zu gewinnen?“

„Die Wahrheit. Sprich ihn darauf an, wenn er dir keinen Grund für sein Verhalten gibt, kannst du ihn noch immer vor Gericht schleifen und von deinen fiesen, überbezahlten Anwaltshyänen fertig machen lassen.“

„Hast du gerade fiese, überbezahlte Anwaltshyänen gesagt?“

„Hast du denn nicht fiese Anwaltshyänen?“, fragte sie zurück.

„Natürlich hab ich die. Aber willst du nicht selbst Anwältin werden?“, fragte ich. „Auch eine fiese überbezahlte Hyäne?“ Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen.

„Ich will keine fiese überbezahlte Anwaltshyäne werden“, erklärte sie und lehnte sich an die Bar. „Ich möchte dafür sorgen …“

„Du möchtest was?“

Sie atmete geräuschvoll aus und zögerte. „Du findest das sicher blöd.“

„Sag es mir, dann kann ich dir sagen, wie blöd ich es finde.“

Sie wippte von einem Bein auf das andere, und trug jetzt wieder nur den Bademantel, den ich ihr am Liebsten vom Leib gerissen hätte. Keine Ahnung, wie sich die Angeklagten bei ihr konzentrieren können würden, vielleicht war das auch ihre Taktik, eine Taktik von der sie noch nichts wusste.

„Ich möchte die Welt einfach ein bisschen besser machen“, sagte sie leise. „Okay, das klingt abgedroschen und kitschig, aber ich fand Ungerechtigkeit schon als Kind blöd. Und wenn ich es schaffen würde, die Welt ein bisschen besser zu machen, dann ist das doch schon was.“

Ich lachte.

„Was ist? Zu kitschig?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ganz und gar nicht“, knurrte ich. „Im Gegenteil. Bezaubernd. Komm her.“

In dem Moment klingelte mein Handy und ich wollte nicht rangehen, aber das verdammte Ding hörte nicht auf und ich schielte auf das Display. War ja klar, dass er genau jetzt anrief.

4 thoughts on “Eric – 89

  1. hach ich liebe die beiden einfach 🙂
    jeden Dienstag und Freitag, freue ich mich schon auf Eric und Esther.

    Wobei ich auch Ben und Lee liebe und *schonganzungeduldigbin

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