Eric – 92

Eric – 92

„Das sind unsere Bedingungen“, sagte ich und knallte Simon das Schriftstück, das unsere Anwälte vorbereitet hatten, auf den Tisch. Er war gerade dabei, sein Büro auszuräumen und hielt kurz inne.

„Was für Bedingungen?“

„Die Bedingungen, damit du weiterhin unser Manager bleiben kannst.“

Simons Augen weiteten sich und er fuhr sich nervös durch die Haare. „Ihr wollt was?“

„Es ist keine große Sache, außer du machst eine daraus“, sagte ich und lehnte mich gegen die Tür.

Simon ließ sich auf seinen Bürosessel sinken und starrte das Dokument an. Aron war noch immer kein Fan davon, Simon eine Chance zu geben, aber irgendwann war er natürlich eingeknickt. Weil er wusste, dass er gegen uns drei keine Chance hatte. Und Noah war noch immer erschüttert, dass Simon ein Spieler war, doch wir waren alle Spieler, auch wenn wir glaubten, es unter Kontrolle zu haben.

Simon schluckte. „Ich zahle euch das Geld zurück. Das ist selbstverständlich.“

Ich nickte. „Natürlich ist das selbstverständlich.“

Mein Handy piepste in meiner hinteren Hosentasche. Ich zog es heraus und schielte kurz auf das Display, es war Chris. Schon wieder, das nervte tierisch.

Da konnte er noch so viele Nachrichten schreiben, wie er wollte, ich würde nicht nachgeben. Ich steckte das Handy mit der beschissenen SMS zurück in meine Hose und betrachtete Simon, der durch das Dokument blätterte und dabei immer wieder nickte. „Zum Glück muss ich euch nicht meine Seele verkaufen.“ Plötzlich stockte er und sah mich erschrocken an. „Ihr wollt was? Ich muss einmal in der Woche zu einem Treffen der anonymen Spieler und dann noch zu dieser Therapeutin?“

Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Schon die Vorstellung, Simon bei der Bulldogge zu sehen, tat gut.

Simon schüttelte den Kopf und sah mich an. „Ich brauche das nicht, ich bekomme das auch so wieder hin.“

„Das sind die Bedingungen“, erklärte ich hart. „Entweder so oder gar nicht.“

Seine Augen verengten sich. „Dann eben gar nicht.“

„Okay“, sagte ich gleichgültig und ging zu seinem Tisch, um mir unser Angebot wieder zu schnappen. „Ganz wie du willst.“

„Moment“, ging er dazwischen und griff schnell nach dem Vertrag. „Wieso muss ich so etwas unterschreiben? Ihr habt doch alle irgendein Drogen-, Sex- oder Alkoholproblem. Und keiner von euch geht zu irgendeiner Gruppe, bei der man händchenhaltend von seinen Problemen erzählt.“

„Wir haben auch niemanden beschissen“, antwortete ich kalt und sah Simon direkt an. „Du kannst jetzt rumheulen wie ein kleines Mädchen, aber wir werden an den Bedingungen nichts ändern. Entweder du unterschreibst sie, oder du lässt es bleiben. Du hast die Wahl.“ Ich sah ihm direkt in die Augen und war für meinen Geschmack schon viel zu lange hier. Der Arsch sollte froh über seine Chance sein, anstatt hier wegen ein paar Bedingungen herumzuscheißen.

„Dabei mochte ich euch so gerne, aber dass ihr so fies sein könnt“, sagte Simon und schnaubte. Dann nahm er einen Kugelschreiber und unterschrieb endlich das Ding.

„Hier“, sagte er und reichte mir den Vertrag. Dabei sah er mich ernst an und die Entrüstung von vorhin war beinahe aus seinem Gesicht verschwunden.

Er räusperte sich. „Und danke, Eric. Danke, dass du mich nicht fallengelassen hast.“

Ich zuckte mit den Schultern. „Kann sich noch ändern“, erwiderte ich, öffnete die Tür und ließ sie hinter mir ins Schloss fallen.

Ich betrat die Straße, zog mir meine Kapuze übers Gesicht und lief ein paar Schritte. Die frische Luft war angenehm, ebenso wie die vertrauten Geräusche der Stadt. Als ich Hunger bekam, kaufte ich mir an einem der Stände einen Hot Dog. In dem Moment klingelte mein Handy wieder und schon der ätzende Ton verriet, wer es war.

„Chris. Du nervst“, sagte ich nur. „Es wird nicht passieren.“

Er hielt kurz inne. „Aber du solltest mit ihr sprechen, wirklich, Eric. Sie will sich endlich mit dir aussöhnen.“

„Mir egal“, sagte ich nur und legte auf, bevor er noch irgendeine Scheiße erwidern konnte.

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