Eric – 99

Eric – 99

„Verfluchte Scheiße, Simon, das weiß ich auch“, knurrte ich ins Telefon und warf gleichzeitig einen Blick auf die Straße vor mir. Noch immer versperrten Dutzende von Autos den Weg und ich wusste, dass ich es niemals rechtzeitig zu dieser Kack-Preisverleihung schaffen würde.

„Gerade ist Beyoncé an mir vorbeimarschiert!“, schnaufte Simon ins Telefon. „Mann, Eric, ich dachte, wir hätten eine Abmachung!“

„Die Abmachung war, dass ich komme und ich bin auch auf dem Weg“, gab ich gepresst zurück und widerstand der Versuchung, mit der flachen Hand auf die Hupe zu schlagen. „Ich hab den verdammten Unfall doch nicht vorhersehen können.“

„Wie lange denkst du, wirst du noch brauchen?“, fragte Simon, während ich aus dem Wagen stieg und versuchte, mir einen Überblick zu verschaffen.

„Keine Ahnung, wenn ich das Auto stehenlasse und die Abkürzung durch den Park nehme, vielleicht eine Viertelstunde.“

Simon fluchte am anderen Ende und ich zog eine Augenbraue hoch, weil ich diesem blonden Schwachkopf solche Schimpfworte gar nicht zugetraut hätte.

„Wie geht es Esther?“, fragte ich und hoffte, dass Simon sie in einen abgeschirmten Bereich gebracht hatte.

„Esther?“ Für eine Sekunde ging die Stimme unseres Managers in die Höhe und ich fühlte, wie mein Blutdruck direkt proportional dazu anstieg.

„Simon“, knurrte ich. „Sag mir nicht, dass du nicht weißt, wo sie ist.“

„Doch … doch, ich weiß es“, erwiderte er rasch und ich konnte direkt vor mir sehen, wie er sich auf dem roten Teppich nach ihr umsah. „Sie ist … sie gibt gerade ein Interview“, brachte er dann stockend hervor und ich wäre dem Idioten am liebsten durch das Telefon hindurch an die Kehle gesprungen.

„Sie gibt was?“, wiederholte ich laut und bemerkte, wie sich einige Menschen auf der Straße nach mir umdrehten.

„Sie … es geht ihr gut“, versuchte Simon mich zu beruhigen und schlug diesen typischen Ich-hab-alles-unter-Kontrolle-Tonfall an, den er immer dann bekam, wenn er gar nichts unter Kontrolle hatte. „Flo ist bei ihr.“

„Flo gibt mit Esther zusammen ein Interview auf dem roten Teppich?“, presste ich hervor und konnte mir lebhaft vorstellen, wie sehr Esther jede Sekunde dort verabscheuen musste – vor allem nach dem, was die Presse über sie geschrieben hatte.

„Ich muss jetzt auflegen“, gab Simon gestresst zurück, während ich im Hintergrund die Fotografen hörte, die einen Namen riefen, der verdächtig nach Natascha klang.

Fluchend fuhr ich mir über die Augen. Tatsächlich war es noch schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte. Wenn jetzt auch noch meine Ex auf dem roten Teppich auftauchte, war das ein gefundenes Fressen für die Pressefuzzis – und bei Gott – ich würde Simon jede beschissene Sekunde dafür büßen lassen, in der Esther sich dort mies fühlte.

„Halt die Journalisten von Esther fern“, wies ich Simon mit harter Stimme an. „Ich bin da, so schnell ich kann.“

„Wirklich, Eric, ich hab alles im Griff“, hörte ich ihn noch sagen, bevor ich auflegte.

Alles im Griff war für Simon ein dehnbarer Begriff und seit er unsere Kohle für seine Spielschulden veruntreut hatte, war mein Vertrauen in ihn rapide gesunken.

Rasch sah ich mich um und ging dann auf einen langweilig aussehenden Typen am Straßenrand zu, der neben einem Fahrrad stand und sich soeben einen Helm aufsetzte.

„Hey“, sprach ich ihn an. „Kannst du Autofahren?“

Er zog irritiert die Brauen zusammen, bevor er zögernd nickte.

„Ich kauf dir ein neues Fahrrad, wenn du meinen Wagen“, damit deutete ich mit dem Daumen über meine Schulter auf den Porsche, „zum National Music Theatre fährst, sobald sich der Stau aufgelöst hat.“ Damit fischte ich die Autoschlüssel aus meiner Hosentasche. „Bist du dabei?“

Der Fahrradfahrer sah mich mit großen Augen an, während ich auf seine Antwort wartete. „Sie sind Eric Adams“, brachte er schließlich stockend hervor.

„Im Augenblick bin ich vor allem in Eile“, gab ich genervt zurück und hielt die Autoschlüssel in die Höhe. „Also: ich nehme dein Rad und du meinen Wagen. Deal?“

 

Ihr Lieben, wir können euch beruhigen: Esther lebt noch, der Unfall hatte nichts mit ihr zu tun 🙂 Wie es mit ihr und Eric weitergeht, erfahrt ihr nächsten Dienstag!
Wenn ihr aber nicht so lange warten möchtet, haben wir eine kleine Weihnachtsüberraschung für euch: Neben dem 10. Band der Acht Sinne ist nämlich auch der zweite Teil des Blogromans bereits erschienen. Ihr findet ihn unter „Groupie wider Willen 2“. Von heute an gerechnet sind darin noch die Beiträge der nächsten 6 Wochen enthalten. Wir machen jetzt auf alle Fälle erstmal eine Schreibpause und sehen uns wieder im nächsten Jahr!
Frohe Weihnachten und macht es gut!
Eure Ulli & Carmen

5 thoughts on “Eric – 99

  1. Ich habe das E book Groupie wider Willen 1 & 2 gelesen . Wunderschöne Lovestory !
    Ich bin so gespannt wie es weiter mit Zoe geht und ob Eric sich vielleicht doch noch mit seiner Mutter versöhnt? Und natürlich bin ich sehr gespannt wie es weiterläuft mit Esther und Eric.

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