Eric – vierzig

Eric – vierzig

Die verdammten Arschlöcher hatten überhaupt keinen Respekt. Diese Maden, diese abgefuckten Wichser, die einfach nur davon lebten, anderen hinterher zu schnüffeln und ihre scheiß Kamera auf jeden zu halten, der es geschafft hatte, sich aus dem Dreck zu erheben, in dem sie noch immer ihr beschissenes Dasein fristeten.

Mit einer Hand schob ich Esther hinter mich, während ich gleichzeitig einen Schritt nach vorn machte und mich beherrschen musste, um dem feisten Typen die Kamera nicht augenblicklich aus der Hand zu schlagen.

„Was soll das?“, fuckte ich ihn an.

„Hey, Eric, lach doch mal“, antwortete der Arsch grinsend und drückte auf den Auslöser. Dann schwenkte er mit der Kamera herum und hielt auf Esther. „Ne hübsche Kleine hast Du dir da wieder abgeschleppt. Die würd ich auch nicht von der Bettkante schubsen.“

Ich sah das dreckige Grinsen in seinem Gesicht, und die fetten Wurstfinger, mit denen er eine ganze Serie von Esther schoss, und in meinem Hirn legte sich ein Schalter um. Ohne nachzudenken trat ich nach vor und knallte ihm die Kamera gegen die Nase. Das Arschloch stöhnte auf und taumelte einen Schritt zurück. Etwas Blut sickerte ihm über die Lippe und es hätte mich nicht gestört, wenn es mehr gewesen wäre.

„Sag mal, bist du jetzt vollkommen bescheuert?!“, schrie er mich an und ich nutzte seinen Schock, um ihm die Kamera aus der Hand zu reißen. Dann drehte ich sie um, suchte kurz nach dem Fach für die Speicherkarte und ließ es aufschnappen.

„Seht ihr, was der tut? Der hat mir meine Kamera geklaut!“, rief der fette Typ und deutete anklagend auf mich. Um uns herum hatte sich eine Traube Gaffer gebildet, von denen die ersten schon die Handys zückten. Ich hasste diese beschissene Zeit, wo jeder jeden einfach so filmen konnte.

„Kümmert euch um euren eigenen Scheiß“, fuhr ich die Leute an.

„Eric, lass uns gehen“, flüsterte Esther und legte ihre Hand federleicht auf meinen Arm.

„Er hat kein Recht, dich zu fotografieren“, knurrte ich, während ich die Speicherkarte herauszog und mit einer heftigen Bewegung in der Mitte auseinanderbrach.

„Bist du wahnsinnig! Die hat 250 Mäuse gekostet!“, schrie der Typ, der sich noch immer die blutende Nase hielt.“

Ich ignorierte sein Geschrei und warf ihm die Kamera mit einem eisigen Blick zu.

„Das ist Eric Adams!“, quiekte irgend so ne Tussi und der Fotograf brüllte was von Körperverletzung und Sachbeschädigung und immer mehr Leute hielten uns jetzt ihre scheiß Handys in die Fresse und Esther griff nach meinem Arm und zerrte mich von dort weg.

Es war eine verflucht bekackte Idee gewesen, mit ihr hierherzukommen. Das war das Einzige, woran ich denken konnte, während sie mit mir durch die Gassen zwischen den Buden stolperte und immer wieder einen nervösen Blick über die Schulter zurückwarf. Ich musste nicht nach hinten sehen, um zu wissen, dass sie uns folgten, ein paar Idioten folgten einem immer, wahrscheinlich dachten sich diese degenerierten Wichser nicht mal was dabei.

„Ich bring dich nach Hause“, sagte ich müde, als irgendwo hinter uns ein paar Leute lachten und Esther zusammenzuckte. Das war das wohl mit Abstand beschissenste erste Date, das sie je erlebt hatte.

Sie sah mich von der Seite an und nickte dann zögernd. „Okay.“

„Okay“, sagte ich und fuhr mir durch die Haare.

Die Rückfahrt verlief schweigend. Sie sah die meiste Zeit aus dem Fenster und ich hätte gern gewusst, was hinter ihrer Stirn vor sich ging, während ich gleichzeitig Angst davor hatte. Verdammt, ich hätte sie beschützen müssen. Sie war so einem Leben nicht gewachsen, keiner war das. Ständig auf der Flucht vor diesen scheiß Fotografen, ständig im Fokus der Öffentlichkeit. Sie hatte das echt nicht verdient.

„Wo wohnst du?“, fragte ich, als wir uns der Stadt näherten und hatte einen absurden Moment lang Angst, dass sie es mir nicht sagen würde.

„Ganz in der Nähe von der Uni“, murmelte sie und nannte mir die Adresse. Ich fuhr sie hin und weil ich keinen Parkplatz fand, stellte ich mich in zweiter Spur hin und ließ den Motor laufen. Sie legte die Hand auf den Türgriff und ich war so unglaublich frustriert von dem scheiß Ausgang dieses Tages, dass ich am liebsten geflucht hätte. Aber das konnte ich jetzt nicht bringen, es war schon eine verdammte Zumutung für sie gewesen, dass ich dem Kerl die Nase blutig geschlagen hatte, und bei der Erinnerung an das Beben in ihrer Stimme, als sie mich von den Leuten wegzog, biss ich die Zähne zusammen.

„Also dann“, sagte sie und ich schaffte es kaum, sie anzusehen.

„Bye“, sagte ich und hoffte fast, dass sie schnell ausstieg, weil ich mich selbst kaum ertragen konnte.

3 thoughts on “Eric – vierzig

  1. Puh, jetzt bin ich erst mal wieder zerstört wegen den beiden….. hoffentlich wirds was…. bin total gespannt auf Dienstag!!!!!! 🙂

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