Eric – zwanzig

Eric – zwanzig

Ich wusste nicht wie, aber irgendwie schaffte ich es aufs Klo, durch die angetrunkene Masse hindurch, ich schob die Leute zur Seite und riss die Tür auf, vorbei an den Pissoirs, direkt rein in die Kabine. Ich schloss zu, ließ meinen Körper an der Tür hinunterrutschen, ich zitterte, es war so scheiße kalt und trotzdem schwitzte ich wie ein Schwein, während sich alles um mich herum drehte und mein Puls Amok lief.

Mir war scheißschlecht, so schlecht, dass ich alles hinauskotzte, die ganzen schnellen Doppelten und das Zeug, das ich von Jacob erhalten hatte, alles landete in der versifften Schüssel und erst, als es irgendwann draußen war, begann sich meine Pumpe zu beruhigen und ich konnte wieder normal atmen. Erst jetzt sah ich wieder scharfe Konturen, obwohl ich die lieber nicht gesehen hätte.

Ich spülte hinunter, schloss die Tür auf und ging ans Waschbecken, um mir eine Ladung Wasser ins Gesicht zu knallen. Es tat unglaublich gut, ich spritze mir soviel Nass gegen die Birne, bis ich wieder anwesend war. Ein langsamer Blick in den Spiegel zeigte diesen abgefuckten Typen, mit den leeren Augen, der ich sein musste.

„Eric, bist du das?“, fragte in dem Moment ein pinkelnder Typ am Pissoir. Er hatte kaum noch Haare, trug eine schwarze Brille und eines von den peinlichen orangefarbenen Shirts mit der Aufschrift „Nochmals raus – EHE es zu spät ist.“

„Du musst mich verwechseln“, sagte ich und atmete mehrmals durch, froh, das Zeug des Hotelboys nicht mehr in mir zu haben.

„Kannst du dich nicht mehr erinnern?“, fragte der Typ, schüttelte sein Teil ab und machte den Reißverschluss seiner Hose zu. Dann hielt er mir die Hand hin. „Ich bin’s, Jayden wir hatten doch Chemie zusammen, damals bei Miss Marien.“

„Mit der Hand hast du eben deinen Schwanz angefasst“, sagte ich trocken.

„Oh, sorry“, er ging zum Waschbecken und drehte den Hahn auf, ohne den Blick von mir zu nehmen. „Kannst du dich nicht mehr erinnern? Mann, ich glaub’s nicht. Du hier. Der Hammer. Wenn ich das den Jungs erzähle, die werden mir das nicht abnehmen. Da heirate ich morgen und dann treffe ich hier noch Eric, den berühmten Eric von NEBEN. Die glauben mir das nie!“

Ich starrte ihn an, während mein Gehirn wieder zu arbeiten anfing und dann kam die Erinnerung an Jayden zurück, der damals immer von den anderen Jungs verprügelt worden war. „Jayden-den-kann-man-gut-wegfegen“, murmelte ich und er nickte.

„Du kannst dich erinnern!“, jauchzte Jayden und strahlte mich an. „Du und ich hier auf der Toilette … seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen und dann hier, bei meinem Junggesellenabschied … weißt du, was total cool wäre?“

Ich schüttelte stumpf den Kopf.

„Wenn du gleich mit raus zu den Jungs kämst. Würdest du das für mich machen, das wäre echt super von dir.“ Er hielt einen Moment inne. „Mann, ich weiß, du hast wahrscheinlich gerade irgendein heißes Date mit irgendeinem Model oder gerade einen wichtigen Termin, aber es wäre nur ganz kurz“, er sah mich mit einem Blick an, der nur Hunden stand. „Bitte, Eric. Die Jungs würden ausrasten. AUSRASTEN.“

Ich atmete tief ein und wusste nicht warum, aber irgendetwas in mir ließ meinen Kopf einfach nicken, obwohl ich keinen Bock auf so eine Junggesellentruppe in orangefarbenen Shirts hatte.

Jaydens rundliches Gesicht begann zu strahlen, als hätte ich gerade seinen scheiß Heiratsantrag angenommen.

„Das ist so cool von dir, Mann“, sagte er und grinste und lachte, und als ich wenig später vor seinem Tisch stand, strahlten und grinsten die anderen Deppen fast genauso beschissen wie er.

„Jungs, darf ich euch Eric von NEBEN vorstellen?“, fragte er übertrieben lässig und ich war mir sicher, dass er diesen Moment nie vergessen würde. Ich vielleicht auch nicht.

„Hey, das gibt’s doch nicht“, rief einer und dann begannen alle mit mir abzuklatschen, als wäre ich ein Superheld und ich hoffte nur, dass die sich die Hände gewaschen hatten.

„Ich hab euch doch erzählt“, begann Jayden mit stolzgeschwellter Brust, „dass ich mal mit Eric in die Schule gegangen bin. Eric war schon damals total cool, er hat mich auch mal vor so einem Schläger beschützt, stimmt’s, Eric? Der Typ war eine Klasse über uns und wollte mich in den Schrank sperren.“

„Kann mich nicht dran erinnern“, sagte ich.

„Doch, doch“, beharrte Jayden inbrünstig und ich deutete der Kellnerin, mir ein Bier zu bringen. Sie lächelte mich an.

„Du legst sie doch reihenweise flach“, murmelte einer aus der Runde und gaffte der Kellnerin hinterher. „Hey, wie gern würde ich mit dir tauschen.“

„Ach, jeder würde mit ihm tauschen!“, grölte ein anderer und dann nickten alle und grölten mit, bis auf Jayden.

3 thoughts on “Eric – zwanzig

  1. Hey ihr beiden,

    Was hätte man denn sagen soll’n?

    Ich hatte dass Gefühl, dass ihr diese Woche viel zu tun hattet ?

    Und ich liebe den 7. Band von Acht Sinne!!! – bin leider schon durch aber bin Feuer und Flamme!

    LG Vroni

  2. Liebe Vroni, ach wie schön, dass dir Band 7 so gut gefallen hat :)) Morgen geht’s auch wieder normal mit Eric und Esther weiter … hoffentlich ;))
    Viele Grüße, Carmen & Ulli

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