Esther – 113

Esther – 113

„Esther“, sagte Eric als er mich sah, doch ich drehte mich wieder zu der kurzen Schlange vor dem Tresen um.

Sofort war er bei mir. „Auch wenn es verdammt abgedroschen klingt, ich kann es erklären.“

„Ach, kannst du das?“, fragte ich wütend. In dem Moment rief mich die Sprechstundenhilfe nach vorne.

„Aber ich habe jetzt keine Zeit für deine Erklärung, Eric.“ Ohne ihn anzusehen, ging ich zu dem Empfangstresen.

„Sie wünschen?“ Die ältere Dame mit dem modernen Kurzhaarschnitt betrachtet mich auffordernd.

„Frau Doktor McKoy sagte, ich solle in einer Woche wiederkommen.“

Die Sprechstundenhilfe seufzte und blickte auf ihren Computer. „Nächste Woche haben wir schon sehr viele Termine. Passt ihnen vielleicht der Freitag? Gegen 10 Uhr?“

Ich zückte mein Handy und rief meinen Terminkalender auf, dabei konnte ich Erics Anwesenheit überall auf meiner Haut spüren. Er stand noch immer hinter mir, in genügend Entfernung, um mir den Abstand zu geben, den Termin zu vereinbaren, aber nah genug, dass ich seinen herben Geruch noch immer wahrnahm.

„Da habe ich Vorlesung“, sagte ich. „Geht es vielleicht etwas früher an dem Tag?“

Die Sprechstundenhilfe zog tief die Luft ein. „Ich kann Ihnen noch den ersten Termin um 8 Uhr anbieten, Sie müssten jedoch schon etwas früher da sein, weil wir danach wirklich voll sind.“

„Das ist kein Problem.“

„Gut, dann trage ich Sie ein, Miss Anderson.“

Ich speicherte den Termin in meinem Handy und verabschiedete mich, bevor ich zielsicher auf die Garderobe zuging, um mir meine Jacke zu nehmen und sie anzuziehen. Dabei versuchte ich Eric zu ignorieren, genauso wie den schnellen Schlag meines Herzens, als Eric mir nach draußen in den Hausflur folgte.

„Esther.“ Seine Stimme klang weniger gehetzt als noch vorhin, sie hatte einen sanften Tonfall angenommen.

Ich blieb nicht stehen, sondern ging einfach weiter, bis Eric sich mir in den Weg stellte.

„Okay, ich habs verstanden.“

Ich schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass du das hast.“

„Ich habe Scheiße gebaut, aber es gibt einen Grund dafür.“

Ich blickte in Eric Gesicht. Erst jetzt fiel mir auf, dass er eine kleine Schramme über der Augenbraue hatte. „Oh mein Gott – was ist passiert?“

„Ein LKW ist passiert.“

„Geht es dir gut? Wann? Gerade eben?“

„Gerade eben“, bestätigte er. „Das ist der Grund, warum ich zu spät dran war.“

Ich schluckte und mein schlechtes Gewissen traf mich mit einer immensen Wucht. „Es tut mir leid, ich hatte nicht gedacht …“

Eric nahm meine Hand. „Ich weiß, was du gedacht hast. Du hast gedacht, dass der verdammte Mistkerl nicht einmal ein Versprechen halten kann, dass er dich einfach sitzenlässt – und du das alles allein durchstehen musst. Ich bin hierher gerast, Esther. Weil ich unbedingt bei dir sein musste.“ Ein eigenartiger Ausdruck huschte über sein Gesicht, so als würde er mir nicht die ganze Wahrheit erzählen. „Ist alles okay bei dir? Wie geht es dem Baby?“, wollte er dann wissen. „Warum musst du nächste Woche noch mal herkommen?“ Die Nervosität in seiner Stimme war kaum zu überhören.

„Ich habe einige Untersuchungen gemacht und Dr. McKoy meinte, dass alles gut aussieht, aber sie konnte den Herzschlag des Babys nicht sehen. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht besorgniserregend, zur Sicherheit soll ich aber nächste Woche wieder herkommen.“

„Und diese Dr. McKoy ist wirklich gut? Wir können dir die beste Ärztin besorgen.“

„Das hatten wir doch schon“, entgegnete ich. „Ich mag die Ärztin, außerdem hat Flo sie mir empfohlen. Aber jetzt erzähl mal, wie du mit einem LKW zusammenstoßen konntest. Geht es dir wirklich gut? Warst du im Krankenhaus?“

Erik winkte ab. „Ich hab nur ein paar Schrammen, du solltest mal lieber den Porsche sehen – der hat es nicht so gut weggesteckt. Ich denke, wir brauchen ein neues Auto.“ Ein schiefes Grinsen schlich sich in sein Gesicht. „Was hältst du von einem Van?“

5 thoughts on “Esther – 113

  1. Wie süß er will ein Auto kaufen wo das Baby reinpasst wie süß ist das denn ??
    Freue mich schon voll auf Freitag ?❤️❤️

  2. Ich kann verstehen, dass Esther an Eric gezweifelt hat, es wäre ja auch nicht weiter überraschend gewesen, wenn er tatsächlich gekniffen hätte….
    Neuer Wagen muss wohl sein, aber gleich ein Van? Ist das nicht etwas übertrieben? Das Baby ist noch nicht mal annähernd auf der Welt.

  3. Wuuunderbar…Eric bringt einen doch immer mal wieder zum schmunzeln??..ein Van..
    Sooo süss kann er doch sein. ?? Am besten Porsche und Van …beides gut!!

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