Esther – 116

Esther – 116

„Sie hat was?“, fragte Flo zum gefühlt hundertsten Mal.

„Sie hat mir eine Art Praktikum angeboten“, erklärte ich und nippte an meinem Kaffee.

„Das ist so der Hammer. Wenn du nicht meine Freundin wärst, würde ich dich jetzt hassen.“ Flo richtete sich auf dem grünen Fauteuil auf. „Mist. Ich hasse dich auch so. Du datest einen Rockstar und bekommst jetzt auch noch einfach so ein Praktikum bei Sorthys & Clark angeboten.“

Ich zog eine Augenbraue hoch. „Hast du nicht eine Kleinigkeit vergessen?“

Flo erstarrte. „Oh. Ja. Das Baby – sorry, ich hasse dich doch nicht“, meinte sie kleinlaut und schob sich ihre riesige Kaffeetasse vors Gesicht. Die Musik in dem gemütlichen Café wurde einen Tick lauter gestellt und ich hörte, dass sie einen Song von Eric spielten.

„Ja, die Sache mit dem Baby.“ Ich seufzte. „Ich kann das Praktikum nicht annehmen.“

Flos Augen weiteten sich. „Bist du verrückt?“

„Ganz und gar nicht. Ich bin nur realistisch. Das Praktikum soll in ein paar Monaten beginnen, bis dahin kann ich es wohl nicht mehr verheimlichen.“

Flo schmunzelte. „Du musst das Praktikum doch nicht verheimlichen.“

Ich rollte mit den Augen.

„Sorry, ich wollte dich aufmuntern, war aber kein gelungener Scherz“, sagte Flo schnell. „Vielleicht musst du es auch nicht verheimlichen.“

„Ich denke nicht, dass sie eine schwangere Praktikantin haben wollen.“

„Wer weiß …“ Flo kniff die Augen zusammen. „Okay, vielleicht wäre das doch nicht so gut. Scheiße, jetzt tust du mir leid.“

„Danke.“

Flo strich mir über den Arm. „Aber es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass dir jemand so ein Angebot macht. Außerdem musst du doch gar nicht mehr arbeiten gehen. Du bekommst ein Baby von Eric Adams. Schon allein für diese Story bekämest du wahrscheinlich genügend Geld, um nie wieder auch nur einen Finger zu rühren.“

Ich schüttelte den Kopf. „Aber das bin ich nicht.“

„Du nicht“, meinte Flo und kratzte sich am Kinn. „Aber ich könnte die Story verkaufen. Wie heißt es immer so schön? Ein enger Freund der Familie hat durchsickern lassen …“

„Untersteh dich.“

Flo grinste über das ganze Gesicht. „Ich könnte dich schon jetzt heimlich fotografieren und einen Exklusivvertrag abschließen. Dann muss zumindest ich nicht mehr arbeiten gehen.“

„Toller Plan.“

Sie nickte. „Ja, finde ich auch. Wo ist dein Rockstar übrigens? Wollte er dich nicht abholen?“

„Wir treffen uns später, ich fahre zu ihm ins Hotel. Seine Schwester ist unerwartet aufgetaucht.“

„Oje. Ich hoffe es ist nichts Schlimmes.“

„Ich weiß es nicht, wir haben noch nicht miteinander gesprochen. Du weißt ja, dass Eric bei Familienangelegenheiten immer etwas zurückhaltend ist.“

„Und gerade deswegen solltest du wirklich mehr über seinen Background erfahren. Immerhin wird das Baby seine Gene in sich tragen.“

„Und es sind gute Gene“, sagte ich lächelnd.

„Na ja“, murrte Flo und brach sich ein Stück von ihrem Blaubeermuffin ab. „Sagen wir mal, sie sind ganz okay.“

„Und was ist mit Chris’ Genen? Sind die auch ganz okay?“

Flo schmunzelte. „Vielleicht.“

„Sind sie denn besser als die von Simon?“, wollte ich wissen.

„Das kann ich dir noch nicht sagen.“

„Ist der Häuserverkauf also noch im vollen Gange?“

„Kann man so sagen. Die Verhandlungen laufen noch.“ Flo zog ein Haargummi aus der Hosentasche und band sich ihre rotblonden Locken zu einem Zopf zusammen.

„Und du hast noch keinen Favoriten?“

„Aktuell noch nicht. Ich genieße einfach die Aufmerksamkeit von beiden – und es tut manchmal echt gut, die Jungs zappeln zu lassen. Wobei ich natürlich schon ein paar Kostproben genommen habe.“

Ich hob die Hand. „Bitte keine Details.“

Flo lachte. „Sicher nicht? Ich könnte dir ein paar Sachen über Simon erzählen, dann würdest du ihn in einem ganz anderen Licht sehen.“

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