Esther – 125

Esther – 125

 

Vier Wochen später

„Ich glaube nicht, dass Sie mich heute Abend begleiten müssen, Jackson“, murmelte ich, als der muskulöse Bodyguard mir aus meiner Wohnung folgte und die Tür hinter uns verschloss, bevor er die neu eingebaute Alarmanlage aktivierte – was bei den Wertsachen, die sich in meinen vier Wänden befanden, ein Witz war. Die Alarmanlage selbst hatte mit Sicherheit mehr gekostet, als alle Möbel zusammen.

„Schließlich gehe ich nur zu einem Junggesellinnenabschied.“

„Zu einem Junggesellinnenabschied, auf dem sich die Menschen betrinken werden“, erwiderte er mit seiner tiefen Stimme und blickte mich durchdringend an. „Natürlich begleite ich Sie.“

Seufzend legte ich meine Fingerspitzen auf seinen muskulösen Unterarm und ließ zu, dass er mich auf dem Weg nach unten stützte. Normalerweise schaffte ich das Treppenhaus auch ohne fremde Hilfe, aber in den mörderisch hohen Absätzen fühlte ich mich tatsächlich sicherer mit ihm an meiner Seite. Wobei das nicht nur an den Absätzen lag.

Trotz meines anfänglichen Widerstandes gegen einen eigenen Bodyguard, hatte ich nach einigen Tagen überrascht festgestellt, dass mir die Anwesenheit des großen, schweigsamen Mannes tatsächlich ein gutes Gefühl vermittelte. Nicht nur deshalb, weil Jackson höflich und aufmerksam war, sondern weil er sich auch so diskret verhielt und kleidete, dass man ihm seine Position nicht auf den ersten Blick ansah. Natürlich fühlte es sich manchmal noch immer seltsam an, von einem Leibwächter begleitet zu werden, aber wenn ich nicht zu viel darüber nachdachte, klappte es erstaunlich gut.

„Ich sehe mich mal kurz um“, sagte Jackson, als wir knapp zwanzig Minuten später die Location von Flos Junggesellinnenabschied betraten. Morgen schon würde sie Chris in einem hinreißenden schulterfreien weißen Kleid das Ja-Wort geben – doch heute Abend stand ihr der Sinn ganz offenbar nach Party.

Das aufgelassene alte Kino wurde von Dutzenden bunten Spots erhellt, die wüst über die schweren roten Samtvorhänge vor der Leinwand tanzten. Der überwiegende Teil der Sitzreihen war aus dem großen ebenerdigen Saal entfernt worden, dafür gab es nun eine glitzernde runde Tanzfläche in der Mitte, sowie eine von LED-Lichtern beleuchtete Bar an der hinteren Wand.

Kleine Tischchen und schummrige Lampen vermittelten einem das Gefühl, sich in einem Club zu befinden, obwohl noch immer der schwache Geruch nach gesalzenem Popcorn in der Luft hing und die Filmplakate an den Wänden von der glanzvollen alten Zeit erzählten.

„Esther!“, rief Flo und wedelte mit ihrem ausgestreckten nackten Arm, als sie mich sah. Lächelnd winkte ich zurück und bahnte mir meinen Weg durch die ausgelassen feiernden Menschen hindurch zu ihr.
Wie es aussah, hatte Flo unsere gesamte Uni zu ihrer Party eingeladen – aber vielleicht kam mir das auch nur so vor, weil ich Menschenansammlungen seit Neuestem nicht mehr so gut vertrug.

„Du siehst fan-tas-tisch aus!“, rief Flo und betrachtete mein kurzes silbernes Kleid hingerissen. „Wo ist denn dein schnuckeliger Bodyguard?“

„Dort“, sagte ich und deutete auf Jackson, der alle Ausgänge des Raumes gecheckt hatte, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.

„Mann, wenn ich Chris nicht so sehr lieben würde“, murmelte Flo kopfschüttelnd und griff nach einem Tequila-Shot, den ein Kellner auf einem Tablett an ihr vorbeitrug. Er trug nur eine schwarze Hose und eine Fliege um den Hals – der Rest seines Oberkörpers war nackt und offenbarte einen durchtrainierten Waschbrettbauch.

„Meinst du, dass die Mädels bei Chris’ Junggesellenabschied auch so rumlaufen?“, fragte ich amüsiert und beobachtete, wie Flo den Tequila mit einer geübten Bewegung hinunterstürzte. Offenbar war es heute nicht ihr Erster.

„Chris darf heute machen, was er will, bevor er morgen mit mir in den Hafen der Ehe einläuft“, erklärte mir Flo schon ziemlich beschwipst. „Wobei ich darauf baue, dass du Eric später danach fragst, was die Jungs so getrieben haben“, meinte sie mit einem verschwörerischen Zwinkern.

In diesem Moment ertönte ein fetziges Gitarrensolo und die Gespräche im Raum verstummten, während Flo sich erwartungsvoll zu dem roten Vorhang umdrehte. „Apropos Eric“, flüsterte sie. „Ich schätze, ich kriege jetzt mein Hochzeitsgeschenk.“

4 thoughts on “Esther – 125

  1. Es ist so schön bin so aufgeregt ob es ein Mädchen oder Junge wird ? ich hoff ein mädchen die sind süßer als jung außerdem kann ich mir voll gut vorstellen das Eric seine beiden Prinzessinnen beschützen wird

    Wenn es ein Mädchen wird ??

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