Esther – 134

Esther – 134

Ein lautes Hämmern riss mich aus dem Schlaf. Orientierungslos setzte ich mich in meinem Bett auf. Es war stockdunkel und ich stieß bei der Bewegung gegen Newton, der maunzend von meiner Decke sprang. Mit klopfendem Herzen tastete ich nach meinem Handy. Das Hämmern kam von meiner Wohnungstür und wurde immer eindringlicher. Ein kurzer Blick auf das Telefon verriet mir, dass es schon nach Mitternacht war. Beunruhigt schnappte ich mir meinen Morgenmantel und lief in den Flur. Jackson hatte bei der Installation des Sicherheitssystems auch eine Videokamera eingebaut, sodass ich auf einem kleinen Bildschirm neben der Tür sehen konnte, wer draußen stand.

Bei dem ersten Blick auf die Person vor meiner Tür zog sich mir der Magen zusammen. Mit fliegenden Fingern gab ich den Code für die Alarmanlage ein und entriegelte die Tür.

„Was ist denn mit dir passiert?“, stieß ich dann hervor.

Eric drückte sich eine graue Stoffserviette gegen die blutende Nase. Sein weißes Hemd war blutverschmiert und seine schwarzen Haare hingen ihm wüst in die Stirn.

Er stützte sich am Türrahmen ab, bevor er langsam den Blick hob. „Darf ich reinkommen?“

Ich trat rasch zur Seite und schloss die Tür hinter ihm. 

Eric schmiss die schwarze Jacke seines Smokings achtlos auf den Boden und zog sich die Schuhe aus.

„Was ist passiert?“, flüsterte ich ein zweites Mal.

Er tappte an mir vorbei in die Küche. „Ich hab mich mit Aron geprügelt.“

„Wieso? Wegen Flo?“ Sofort musste ich wieder an mein ungutes Gefühl während der Heimfahrt von meinen Eltern denken. Irgendwas stimmte nicht zwischen Eric und den Jungs – etwas, das über die normalen Spannungen in seiner Band hinausging.

„So ähnlich“, murrte er nur und ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen. Newton strich ihm sofort um die Beine und ich ging zu der Lade mit den Medikamenten, um Desinfektionsmittel und Verbandszeug zu holen.

„Geht das auch etwas genauer?“, fragte ich, während ich einen Wattebausch mit Desinfektionslösung beträufelte und Eric damit sanft das Blut abtupfte. Er zuckte leicht zusammen, bevor er missmutig den Kopf schüttelte.

„Aron ist einfach ein Arsch.“

„Du musst ihm das vergeben“, murmelte ich. „Es ist Gift für eure Beziehung.“

„Ich muss einen Scheißdreck.“

Seine Wortwahl ließ mich die Stirn runzeln und ich tupfte mit dem Wattebausch ein wenig fester als notwendig über seine aufgeschürften Fingerknöchel. „Ich weiß, du willst Chris nur beschützen“, setzte ich an.

Eric senkte den Kopf. „Es geht nicht nur um ihn.“

Ich hielt in meinen Bemühungen inne und blickte ihn an. Obwohl er gerade aus einer Schlägerei kam, war er noch immer so sexy, dass ein Teil von mir am liebsten auf seinen Schoß geklettert wäre und seinen Kopf nach hinten gebogen hätte, um ihn zu küssen. Ich atmete tief durch. Es ging jetzt nicht um mich und meine verrückten Schwangerschaftshormone, sondern um Eric, der sich für Flo und Chris geprügelt hatte.

„Flo ist erwachsen“, sagte ich deshalb sanft. „Es war ihre Entscheidung, so viel zu trinken, dass das mit Aron passieren konnte.“

Eric schüttelte langsam den Kopf. „Du verstehst nicht. Es ging nicht nur um sie.“

„Ging es etwa um mich?“

Er fuhr sich mit den Fingern über die Augen. „Lass uns morgen darüber reden, okay? Im Moment ist mir alles einfach zu viel.“

„Bereust du es etwa?“, fragte ich tonlos, während Newton auf Erics Schoß sprang und sich schnurrend an seiner Hand rieb.

Irritiert blickte mich Eric an. „Bereuen? Was?“

Ich zögerte. „Dass du mir den Antrag gemacht hast. Geht dir vielleicht alles zu schnell? Wir müssen nicht sofort heiraten. Ich will nicht, dass wir es überstürzen.“

Noch während ich sprach, bekam ich eine Whatsapp-Nachricht auf mein Handy. Da Eric mich einfach nur fassungslos anstarrte, griff ich nach meinem Telefon und sah nach, von wem die Nachricht stammte. Es war Flo, die mir einfach nur drei entsetzte Smileys und den Link zu einem Youtube-Video geschickt hatte.

„Klick da nicht drauf“, sagte Eric, als ich mit den Fingerspitzen schon auf den Link tippte.

7 thoughts on “Esther – 134

  1. Ich würde mir wünschen, dass Esther nicht so schnell an sich zweifeln würde. Das sie direkt annimmt, dass ihm alles zu viel wird zeugt ihr mangelndes Selbstvertrauen. Ich fände es schön, wenn sie mit der Zeit zu einer selbstbewussten Frau reifen würde.

  2. Oh man nicht einmal Ruhe im Leben die haben’s echt nicht leicht kann nicht einmal was gut laufen

    Ich hoffe Eric denkt nicht das er schlecht ist für Esther und oder das Baby

    Bitte lasst es gut enden die Band Story nicht das nebel sich trennt das wäre zu viel bitte ??

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