Esther – 139

Esther – 139

„Du willst, dass gar keiner zu eurer Hochzeit kommt?“, fragte Flo Eric ungläubig. „Dir ist aber schon klar, dass du ein verdammter Rockstar bist, oder?“

Eric atmete tief ein und ich warf ihm einen beruhigenden Blick zu. Ich konnte ihn verstehen – auch mir ging das alles ein bisschen zu schnell.

„Ich würde vorschlagen, dass Sie sich ein wenig Zeit nehmen, um eine Gästeliste anfertigen, die Sie mir zukommen lassen“, sagte Sanchez tapfer. „Und wir setzen die Planung fort, sobald wir wissen, wie viele Menschen zu Ihrer Hochzeit kommen sollen. Wenn Sie beide ganz allein heiraten, reicht wahrscheinlich auch eine einstöckige Torte.“

Eric nickte knapp und Sanchez rang sich ein weiteres Lächeln ab, bevor er aufstand und seine Mappen und Flipcharts wieder einpackte.

„Ich melde mich bei Ihnen, sobald Sie mir die Liste geschickt haben.“

„Danke“, sagte ich und schüttelte ihm die Hand. „Wir beeilen uns.“

„Ich kann euch helfen“, sagte Flo. „Du kannst meine Liste haben. Statt meinen Eltern kommen einfach Esthers Eltern – und Eric und Chris haben wahrscheinlich einen ähnlichen Freundeskreis.“

„Haben Sie denn kürzlich geheiratet?“, fragte Sanchez, während er seine Utensilien in riesigen schwarzen Taschen verstaute.

Flo stockte kurz. „Nein, da ist leider etwas dazwischengekommen.“

„Das Wetter?“, fragte der Hochzeitsplaner beiläufig.

„Meine Untreue“, erwiderte Flo. „Aber wir sind bereits in Therapie, damit es beim nächsten Anlauf hoffentlich klappt. Falls mein Freund mich also jemals wieder heiraten will, rufe ich Sie sofort an.“

 

„Ich glaube, der Hochzeitsplaner ist nicht allzu glücklich mit uns“, seufzte ich ein paar Stunden später, als ich mit Eric zum ersten Mal seit unserer Auszeit in Kanada wieder völlig allein war. Flo war vor etwa einer halben Stunde gegangen und Eric hatte als Erstes den Whirlpool eingelassen. Im Hintergrund lief leise Klaviermusik und er hatte sogar ein paar Kerzen angezündet.

„Ich bin auch nicht allzu glücklich mit dem Hochzeitsplaner“, erwiderte Eric mit seiner tiefen Stimme und kam zu mir, um mir den Träger meines Kleides von der Schulter zu ziehen. Dabei funkelten seine leuchtend blauen Augen im Kerzenlicht. „Dafür bin ich verdammt glücklich mit dir“, fügte er hinzu und zog mir auch den zweiten Träger runter. Seine warmen Hände glitten sanft über meine Haut und ich spürte, wie der Stoff leise raschelnd nach unten glitt, bevor ich aus dem Kleid stieg. „Wir haben uns viel zu lang nicht mehr gesehen“, sagte er dann, während er mich mit den Augen verschlang.

Ich nickte. „Du hast recht.“ Natürlich hatten wir in den letzten Tagen immer wieder telefoniert, aber es war doch etwas anderes, sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen.

Eric griff hinter meinen Rücken, um sanft den Verschluss meines BHs zu lösen. „Wie geht es deinem Vater?“

Erschauernd wartete ich, bis das zarte Stück Spitze ebenfalls zu Boden geglitten war. „Ganz gut. Er ist jetzt zu Hause und Mum sagt, sie muss ihn davon abhalten, zu viel im Garten zu machen.“

Er senkte kurz den Blick. „Tut mir leid, dass ich in die Stadt musste.“

Kopfschüttelnd legte ich beide Hände auf seine Wangen. „Das muss es nicht. Ich wollte doch, dass du gehst.“ Nach einer kurzen Pause fuhr ich fort: „Gibt es schon Neuigkeiten wegen der idiotischen Plagiatsvorwürfe?“

Eric zögerte für einen Moment. „Wir haben nächste Woche einen Termin beim Anwalt. Ich hoffe nur, dass Noah sich bis dahin wieder einkriegt.“

„Das wird er sicher.“

Eric nickte abwesend. „Das ist aber noch nicht alles“, sagte er dann, während er selbst aus seinen Klamotten schlüpfte. Beim Anblick seines durchtrainierten Körpers wurden mir meine Schwangerschaftsrundungen umso bewusster.

„Was denn noch?“, fragte ich.

„Zoe möchte bei uns einziehen“, sagte Eric ernst. „Und so wie ich sie verstanden habe, ist das nicht nur eine Phase.“

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