Esther – 148

Esther – 148

Es war ein Fehler gewesen. Alles.

Ich hätte Jackson nicht bitten sollen, Chris zu folgen. Und ich hätte Flo nicht versprechen sollen, dass wir herausfinden würden, was ihr Freund mit seiner hübschen Arbeitskollegin vorhatte.

Dann würden wir jetzt auch nicht in einer Hotellobby hinter einer gigantischen Yucca-Palme herumlungern und Chris dabei beobachten, wie er sich an der Bar mit Eric unterhielt, der überraschend auch noch aufgetaucht war.

„Was zur Hölle geht hier vor?“, wisperte Flo neben mir.

„Keine Ahnung“, flüsterte ich zurück, als Chris’ blonde Kollegin plötzlich wieder auf der Bildfläche erschien.

Eric sah ihr mit gerunzelter Stirn entgegen. „Was ist hier eigentlich los?“

In diesem Moment stürmte Flo zur Bar. Seufzend gab ich Jackson mit dem Kopf ein Zeichen und folgte ihr.

„Das würde ich auch gern wissen.“ Flos Blick heftete sich auf Chris, der ehrlich erschrocken wirkte.

„Flo … was machst du denn hier?“

„Die Frage ist eher, was du und deine … deine … Freundin hier machen“, erwiderte Flo gepresst, bevor sie Eric anschaute. „Und wieso du auch hier bist.“

„Keine Ahnung.“ Eric war die Gelassenheit in Person, als er vom Barhocker aufstand und zu mir kam. Ich lächelte ihn an, als er mir einen sanften Kuss auf den Hals drückte.

„Hey. Mit dir hab ich nicht gerechnet.“

„Ich auch nicht“, murmelte ich und hoffte, dass sich jetzt alles schnell aufklären würde.

„Ich schätze, du bist uns eine Erklärung schuldig, Chris. Was ist los, Mann?“

Erics ruhige Stimme brachte auch Flo dazu, tief durchzuatmen.

Chris fuhr sich frustriert durch die Haare und wechselte einen kurzen Blick mit seiner Arbeitskollegin, die betreten zu Boden sah.

„Es sollte eine Überraschung werden.“

„Eine Überraschung?“, wiederholte Flo schrill. „Welche Art von Überraschung soll das denn sein, bei der du heimlich im Badezimmer telefonierst und mir vorlügst, länger arbeiten zu müssen, um in Wirklichkeit mit deiner Kollegin in ein schäbiges Hotel zu fahren?“

„Es ging um deinen Geburtstag, okay?“, brach es ein wenig heftiger aus Chris heraus.

„Chris wollte sich hier mit einem Freund von mir treffen“, erklärte seine Arbeitskollegin betreten. Sie hatte ungewöhnlich helle Augen, aus denen uns das schlechte Gewissen förmlich ansprang. „Nur, dass der anscheinend über alle Berge ist.“

„Was hat denn Ihr Freund mit Chris zu tun?“, mischte sich Eric ein, der seinen Arm wie selbstverständlich um mich gelegt hatte.

„Er ist eigentlich kein richtiger Freund, wir sind nur zusammen zur Schule gegangen.“ Sie biss sich unglücklich auf die Lippen. „Ich folge ihm auf Instagram. Er postet immer total coole Fotos von paradiesischen Urlaubsresorts und betreibt eine Website mit besonderen Urlaubs-Schnäppchen.“

„Sarah hat den Kontakt hergestellt“, fuhr Chris fort. „Sie hat mitbekommen, dass ich auf der Suche nach einem besonderen Geburtstagsgeschenk für dich war. Ich wollte etwas, das uns hilft, die ganze Scheiße, durch die wir durchgegangen sind, hinter uns zu lassen.“

„Alex bietet auf seiner Website besondere Deals an, die man sonst nicht um diesen Preis bekommt“, fuhr Sarah fort. „Viele Luxushotels bieten Restplätze mit einer irren Ermäßigung an. Man muss nur ein bisschen flexibel sein, was den Zeitpunkt anbelangt.“

„Ich hab uns ein Wochenende in der Karibik gebucht“, erklärte Chris. „Mit einer endgeilen Villa und einem Swimmingpool auf den Klippen, von wo aus man einen direkten Blick aufs Meer hat.“ Er schwieg verbittert. „Dieser Alex war am Telefon supernett. Ich musste den Deal nur im Vorhinein bezahlen, um die Buchung zu fixieren.“

„Und das hast du getan?“, fragte Eric mit einem Seufzen.

Chris nickte mit zusammengepressten Lippen. „Nachdem ich das Geld überwiesen hatte, war der Typ plötzlich nicht mehr zu erreichen. Und die Website existiert auch nicht mehr.“

„Deshalb brauchst du einen Anwalt. Du willst den betrügerischen Schulfreund verklagen.“

Chris schluckte und wandte sich an Flo. „Es tut mir so leid. Ich war so ein Idiot, ich wollte dir eine Freude machen, aber stattdessen … stattdessen hab ich einfach nur Mist gebaut.“

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