Esther – 149

Esther – 149

„Oh mein Gott.“ Ich starrte Eric an und schnappte nach Luft. „Das hast du nicht wirklich gemacht, oder?“

Er grinste nur.

„Nein, echt jetzt?“ Zoe stieg aus dem Wagen und fixierte ungläubig ihren Bruder. „Du hast mal eben so ein Haus gekauft?“

„Ich musste mich schnell entscheiden.“ Eric rieb sich den Nacken. „Wenn es euch nicht gefällt, müssen wir es nicht behalten.“

Perplex betrachtete ich das weiß getünchte Haus mit dem kleinen Erker und der efeuberankten Fassade. Es war einfach nur … perfekt. Gegen meinen Willen spürte ich, wie mir Tränen in die Augen stiegen.

„Esther?“ Eric beäugte mich besorgt. „Shit. Ich weiß, ich hätte dich vorher fragen sollen. So eine Entscheidung trifft man nicht einfach aus dem Bauch heraus. Fuck. Ich hab keinen Schimmer, was in mich gefahren ist. Es hat sich einfach so verdammt …“

„So richtig angefühlt.“ Strahlend wandte ich mich in seine Richtung und drückte seine Hand. „Hör auf zu reden. Ich finde es toll.“

„Echt?“ Bei der Erleichterung auf seinen Zügen konnte ich nicht anders, als mich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihn zu küssen.

„Es ist außerhalb der Stadt“, bemerkte Zoe, die sich offenbar an die Luxussuite in Erics Hotel gewöhnt hatte.

„Mit dem Rad sind es nur zehn Minuten zur Bahnstation“, sagte Eric. „Und dann weitere zehn Minuten in die Stadt.“

„Lasst uns reingehen.“ Ich zog an seiner Hand in Richtung des Eingangs. Schon nach den ersten Schritten in den lichtdurchfluteten Wohnbereich wusste ich, was Eric bewogen hatte, zuzuschlagen.

Alles war von so einer positiven und einladenden Stimmung durchdrungen, dass ich automatisch zu lächeln begann.

Und dann erst der Garten.

Eric legte den Arm um meine Schultern, als ich die ersten Schritte in dieses verwunschene Paradies machte. Hinter einer großzügigen Terrasse aus Holz erstreckte sich das längliche Grundstück, das rechts und links von hohen Hecken vor fremden Blicken geschützt wurden. Rechts stand eine neu gezimmerte Sandkiste, daneben lag ein roter Gummiball im hohen Gras. Die Vorbesitzer hatten Himbeersträucher und Erdbeeren gepflanzt, außerdem gab es Obstbäume und weiter hinten eine gewaltige Eiche mit einem Baumhaus.

„Was denkst du?“, raunte mir Eric ins Ohr.

Überwältigt atmete ich erst tief ein, bevor ich antwortete. „Es fühlt sich an, als hätte dieser Ort auf uns gewartet.“

Er seufzte tief. „Und ich dachte schon, ich bin verrückt.“

„Du bist verrückt“, erklärte Zoe, die hinter uns in den Garten getreten war. Dann stellte sie sich neben mich. „Aber auf die gute Art. Das Haus ist echt cool.“

Eric kniff die Augen zusammen. „Hey. Du kannst ja richtig schleimen.“

Schnaubend boxte sie ihn in den Oberarm, was er mit einem breiten Grinsen quittierte, bevor er sich wieder mir zuwandte. Verliebt blickte ich ihn an. Seine dunklen Haare fielen ihm noch genauso verwegen in die Stirn wie an dem Tag, als er bei mir im Coffeeshop aufgetaucht war und mich nach meiner Nummer gefragt hatte. Auch sein Lächeln war noch mindestens genauso sexy. Aber da war noch etwas anderes, eine Gelöstheit auf seinen Zügen, die mich tief im Herzen berührte.

„Was?“ Zärtlich strich er mir über die Wange.

„Nichts. Ich bin glücklich.“

„Igitt. Knutscht ihr gleich?“ Zoe machte vorsorglich einen Schritt zurück. „Ich sehe mich mal im Obergeschoss um, bevor ihr gleich übereinander herfallt und mich für den Rest meines Lebens traumatisiert.“

„Okay.“ Eric schlang beide Arme um mich und zog mich an sich, was aufgrund meines gewaltigen Bauchumfanges nicht mehr ganz einfach war. „Aber ich sag dir gleich: das Turmzimmer kriegst du nur, wenn du dich weiter bei mir einschleimst.“

Zoe kniff die Augen zusammen. „Mal sehen.“

„Ja, mal sehen!“, rief er ihr nach, als sie durch das Wohnzimmer zur Holztreppe verschwand.

„Jetzt will ich auch das Turmzimmer sehen.“

„Ich zeige dir was Besseres.“

„Und was?“

Er lächelte. „Das Kinderzimmer. Und das Schlafzimmer.“

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen. „Ist das Schlafzimmer weit weg vom Turmzimmer?“

Er beugte sich ganz nah zu meinem Ohr. „Es ist am Weitesten entfernt.“

Lächelnd vergrub ich mein Gesicht an seinem Hals. „Perfekt.“

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