Esther – 60

Esther – 60

Die Frage überrumpelte mich und ich hob den Kopf, um seinen intensiven Blick zu erwidern. „Du willst, dass ich mit nach Vegas komme?“, murmelte ich überrascht.

„Warst du schon mal dort?“, fragte er zurück und ich schüttelte den Kopf.

„Dann wird es doch Zeit“, meinte Eric und lächelte mich verführerisch an.

Mit einem Seufzen löste ich mich ein klein wenig von ihm. „Eric …“

„Ja, Esther?“, neckte er mich.

„Ich muss morgen zur Uni. Mein Dozent hat mir angeboten, mit mir über mein Projektthema zu sprechen und ich kann den Termin nicht einfach absagen.“

„Du könntest doch krank werden“, meinte er und strich mir sanft mit dem Zeigefinger eine Strähne aus dem Gesicht.

Ich schmunzelte. „Und wie heißt die Krankheit? Vegas-Fieber?“

„Rockstaritis“, erwiderte er ernst und zog mich wieder näher. „Und du scheinst ein wirklich ernster Fall zu sein.“

Ich spürte seine Bauchmuskeln durch den dünnen Stoff seines T-Shirts drücken und lachte atemlos, als er mit seinen Händen über meinen Rücken nach unten strich.

„Und wie sehen meine Heilungschancen aus?“, flüsterte ich, ohne den Blick von seinen Lippen zu wenden.

„Schlecht“, erwiderte Eric. „Ich schätze, du bist unheilbar.“

 

Die restliche Nacht ging viel zu schnell vorüber, und als Eric mich am nächsten Morgen wachküsste, fielen schon die ersten Sonnenstrahlen durch die großen Fenster.

„Hey“, murmelte ich und streckte mich in dem riesigen weichen Bett aus. „Musst du schon los?“

Er saß frisch geduscht neben mir auf der Bettkante und roch einfach fantastisch. Seine noch feuchten Haare fielen ihm in die Stirn, als er nickte. „Leider. Ich bin in zwei Tagen zurück.“

„Ich werde dich vermissen“, flüsterte ich.

Erics rechter Mundwinkel zuckte leicht nach oben. „Ich weiß“, meinte er dann und stand auf.

„Das ist alles?“, fragte ich ungläubig und konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

„Ich fürchte, für mehr haben wir im Moment nicht Zeit“, erwiderte er stoisch und ließ seinen Blick einmal vielsagend über meinen Körper wandern. Lachend griff ich nach einem Kissen und warf es nach ihm. Obwohl er direkt neben dem Bett stand, gelang es ihm mit Leichtigkeit, auszuweichen und ich sah, wie ein jungenhaftes Lächeln über sein Gesicht glitt.

„Daneben.“

„Ich hab hier noch ein paar.“

Er nahm seine schwarze Reisetasche, die am Boden stand und blickte mich amüsiert an. „Nimm sie zum Üben, so lange ich weg bin. Vielleicht hast du dann eine Chance, wenn ich wieder zurück bin.“

„Schuft“, murmelte ich, aber er lächelte nur.

„Ich hab an der Rezeption eine zweite Schlüsselkarte für dich hinterlegen lassen. Bleib, so lange du möchtest und bestell dir, was du willst.“

„Okay“, hauchte ich. „Danke.“

Er grinste noch ein letztes Mal, dann drehte er sich um und verschwand mit langen Schritten aus dem Schlafzimmer. Ich sah seiner schwarzgekleideten Gestalt nach und seufzte leise, als die Tür der Suite leise hinter ihm ins Schloss fiel. Mit einem Mal fühlte ich mich unglaublich einsam. Rasch schlug ich die Decke zurück und stand auf. Am liebsten wäre ich ihm nachgelaufen und doch mit nach Vegas geflogen, aber ich wusste, dass das total unvernünftig war. Der Termin bei meinem Dozenten war wichtig und ich musste froh sein, ihn so schnell bekommen zu haben, nachdem ich in der Uni so viel versäumt hatte.

Seufzend machte ich mich auf den Weg ins riesige Badezimmer, um mir die Zähne zu putzen und mich für die Uni fertig zu machen. Dabei fiel mir unterwegs ein in schwarzes Seidenpapier gewickeltes Päckchen auf. Neugierig blieb ich stehen und strich mit den Fingern darüber. Es hatte das Logo des Hotels vorne aufgedruckt, und daneben lag eine Nachricht von Eric.

„Damit du nicht extra nochmal nach Hause musst“, stand darauf. Stirnrunzelnd packte ich das Geschenk aus und fand darin einen schwarzen Spitzen-BH mit dazu passendem Slip. Die Unterwäsche war wunderschön und genau in meiner Größe. Lächelnd hob ich sie hoch und hielt sie an meinen Körper, bevor ich mich damit vor den Spiegel stellte.

Dabei verschwand mein Lächeln langsam von meinem Gesicht und ich versuchte mit Gewalt den Gedanken zur Seite zu schieben, wie vielen Frauen Eric in der Vergangenheit wohl schon ein ähnliches Geschenk gemacht hatte.

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