Esther – 81

Esther – 81

Ich kannte mich mit solchen Wagen nicht aus, aber das Auto, das ich vom Fenster aus sah, wirkte sehr teuer und ich war noch nie in so einem mitgefahren. Ich war auch noch nie zu einer Filmpremiere gegangen, an der Seite eines Rockstars.

Eric brachte mich dazu, dass ich lauter Dinge tat, die ich noch nie in meinem Leben zuvor getan hatte.

Unter anderem: mich Hals über Kopf zu verlieben.

„Komm, Esther – das wird ein großartiger Abend“, strahlte Flo mich an und wir schlüpften schnell in unser Mäntel und Highheels, um so elegant wie möglich die Haustreppe hinunterzulaufen. Flo war so schnell, dass ich Angst hatte, mir noch meine Beine zu brechen.

„Ich bin so aufgeregt. Das ist der beste Abend meines Lebens“, kicherte sie.

„Aber er hat doch noch gar nicht begonnen“, sagte eine tiefe Stimme und es war Eric, der schon am Eingang lehnte und die Tür aufhielt. Er trug einen schwarzen Anzug, lässig kombiniert mit einem dunklen T-Shirt und er sah zum Anbeißen gut aus. Die Haare fielen ihm etwas ins Gesicht und seine blauen Augen starrten mich an und brachten meine Welt zum Schwanken. Erst jetzt musste ich mich am Treppengeländer anhalten, die Highheels auf den steilen Stufen waren nichts gegen diesen durchdringenden Blick gewesen, der elektrische Impulse durch meinen ganzen Körper sandte.

„Guten Abend“, sagte er nur und ich kam mir vor, als wäre ich in einem Märchen, einem Märchen, in das ich nicht reinpasste. Aber hier war er nun mal, der Prinz, und er sah wie ein Prinz aus und er holte mich wie ein Prinz ab, und ich wünschte mir nichts mehr, als seine Prinzessin zu sein.

„Guten Abend“, sagte ich und lächelte.

Eric stieß sich von der Wand ab und war mit ein paar schnellen Schritten bei mir, um mir seine Hand zu reichen.

„Du siehst bezaubernd aus“, sagte er und drückte mir einen Kuss auf den Mund. Die Wärme seiner Lippen ließ mich alles um mich herum vergessen und ich wünschte, wir könnten den Abend einfach in meiner Wohnung verbringen, nur wir zwei.

„Du siehst auch ganz gut aus“, erwiderte ich so lässig wie möglich, als sich seine Lippen wieder von mir lösten.

Ein Räuspern erklang. „Hallo?“, hörte ich Flo vor uns. „Ich bin auch noch da.“

Eric drehte sich zu ihr um. „Hallo Flo.“

„Hallo Eric“, sagte sie und lächelte. „Danke, dass du mich zur Filmpremiere mitnimmst.“

„Kein Problem“, entgegnete er und nahm meine Hand.

Flo bewegte sich unruhig von einem Bein auf das andere, sie war so unglaublich aufgeregt und hatte sämtliche Coolness, die sie sonst begleitete, einfach über Bord geworfen. „Also? Wo ist meine Begleitung?“, wollte sie wissen. „Ich habe doch eine, oder?“

Eric nickte. „Und was für eine.“

 

Wenig später saßen Eric und ich auf der Rückbank des Oldtimers. Eric hatte uns seinen Manager Simon vorgestellt, der ein ganz anderer Typ war als Eric, aber einen freundlichen Eindruck machte. Mit seinen hellblonden Haaren und dem glattrasierten Gesicht sah er überraschend jung aus und ich konnte ihn mir nur schwerlich bei irgendwelchen taffen Verhandlungen vorstellen. Aber ich sah auch nicht unbedingt wie die Freundin von Eric Adams aus, also sollte ich mich wohl mit meinem Urteil zurückhalten.

„Ich bin schon so gespannt auf den Film“, sagte Flo, die vorne neben Simon saß, der den schwarzen Wagen sicher durch die Straßen lenkte.

„Das kannst du auch“, erklärte Simon. „Der Film ist der Hammer. Und Erics Musik passt perfekt zu dieser Mischung aus Spannung und Tiefgründigkeit. Es ist wirklich das neue Meisterwerk von Roberto Sindo – das könnt ihr ihm später übrigens selber sagen.“

„Wir …“, stammelte Flo und ich sah sogar von hinten, wie sie ganz rot wurde. „Wir werden den Regisseur kennenlernen?“

Simon warf Flo einen kurzen Seitenblick zu. „Natürlich.“

„Also echt jetzt?“, wiederholte sie.

„Klar“, meinte Simon und obwohl ich ihn nur kurz kannte, glaubte ich so etwas wie Stolz in seiner Stimme zu hören.

Eric hielt meine Hand noch immer fest und ich hatte meinen Kopf an seine Schulter gelehnt. Mit ihm an meiner Seite fühlte sich alles, was so neu war, doch irgendwie okay an.

„Das ist der beste Abend meines Lebens“, lachte Flo, die völlig aus dem Häuschen war. Dann hielt sie kurz inne und ihre Augen begannen zu leuchten. „Na ja – eine Sache muss ich vorher noch wissen“, sagte sie und lächelte spitzbübisch. „Werden wir auch Francesco kennenlernen? Und mit wir“, erklärte sie, „meine ich mich.“

6 thoughts on “Esther – 81

  1. Hey, ich bin erst vor kurzem auf die Acht Sinne und den Blogroman gestoßen. Somit habe ich alles am Stück lesen können! Das war so cool. Der nächste Tag war zwar echt anstrengend aber ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen 🙂 Nun heißt es auch für mich warten und warten, bis es Dienstag und Freitag ist. Boa, ist das gemein. Und Mädels, bitte, bitte schließt die Acht Sinne mit Band 10 ab, das ist ja sonst nicht zu ertragen, die unendliche Geschichte ;-).

    1. OK, ich bin zu ungeduldig, hab nicht genau aufs Datum geschaut, weil ich bisher einfach auf „weiter“ klicken konnte ?
      verzeiht meine Ungeduld ??

  2. Ich bin erst vor einigen Wochen auf euren Blog gestoßen, nachdem ich die 11 Gezeichneten in einem Stück durchgelesen habe. Ich finde es richtig gut geschrieben, vor allem ist es eine nette Abwechslung mal etwas zu lesen, was nicht aus dem Bereich Fantasy kommt. Ich muss schon sagen, Ihr habt mich zu einem Stalker gemacht….aktualisiere die Seite seit gestern bestimmt schon 30mal, in der Hoffnung die Fortsetzung so schnell wie möglich aus Erics Sicht zu lesen. Vielen Dank dafür und weiter so 🙂

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