Esther – neununddreißig

Esther – neununddreißig

Seine Augen glitten für einen Moment über meine Beine und plötzlich war da eine sexuelle Spannung im Raum, die mich überforderte. Mein Denken setzte für einen Moment aus, ich vergaß, zu atmen und fühlte nur, wie mir die Röte ins Gesicht trieb.

Währenddessen blickte mich Eric forschend an und der Ausdruck in seinen blauen Augen machte mich gleich noch ein Stück nervöser.

„Danke“, sagte ich, einfach nur, um die furchtbare Stille zu durchbrechen.

Er zog die schwarzen Brauen zusammen. „Wofür?“

„Für den Lieferservice“, erwiderte ich schwach und strich mit der Hand über die Bettdecke.

Er lächelte. „Kein Ding.“

Wieder entstand eine seltsame Pause zwischen uns. Ich senkte den Blick auf meine Hände und wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich hasste mich selbst für meine Sprachlosigkeit – da hatte ich Stunde um Stunde davon geträumt, ihn wiederzusehen, und jetzt … fehlten mir einfach die Worte.

Ihm schien es jedoch nicht viel besser zu gehen, denn er strich sich unruhig die schwarzen Haare aus der Stirn, bevor er sich auf einen Besucherstuhl setzte.

„Ich wollte dir auch Blumen mitbringen“, sagte er dann leise. „Ist mir nur leider zu spät eingefallen.“

Ich schüttelte den Kopf. „Eric … du hast ein Lied für mich geschrieben.“ Die nächsten Worte flüsterte ich. „Das ist so viel besser als jede Blume.“

Er kniff die Augen zusammen. „Du weißt, dass ich den Song für dich geschrieben habe?“

Jetzt war es an mir die Stirn zu runzeln. „Natürlich. Das hast du mir doch gesagt.“

Sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht und ich fragte mich, was in ihm vorging. „Aber du bist im Koma gelegen“, sagte er dann langsam. „Kannst du etwa …“ Er schluckte und wirkte mit einem Mal unsicher. „Kannst du dich an alles erinnern, was ich zu dir gesagt habe?“

Ich blickte ihn an und der Moment fühlte sich so seltsam an. Es war, als wäre ich mit zwei Erics im Raum. Mit dem einen, der mir von seiner Jugend erzählt hatte und unglaublich nah gekommen war – und mit dem Rockstar, der jede Frau haben konnte und überhaupt nichts über sich preisgab. Was würde passieren, wenn ich ihm jetzt sagte, dass ich mich an alles erinnern konnte? Würde das etwas zwischen uns zerstören?

„Ich habe jedes Wort gehört“, sagte ich langsam und dachte daran, dass es keinen Sinn hatte, nicht ehrlich zu sein. „Und ich fand die Gespräche mit dir wunderschön. Auch wenn sie etwas einseitig waren.“

Er schaute mich noch immer an und dann verzog sich sein Mund und er begann zu lachen. Es war das erste Mal, dass ich ihn lachen sah und es stand ihm unglaublich gut. Ich musste ebenfalls schmunzeln, während ich ihn gleichzeitig am liebsten geküsst hätte. Dieser Mann war so unglaublich sexy, dass ich irgendwie noch immer nicht glauben konnte, dass er mich im Coffeeshop nach meiner Telefonnummer gefragt hatte.

„Wieso hast du nicht angerufen?“, sprach ich meinen nächsten Gedanken laut aus und sein Lachen verstummte.

„Das willst du wissen?“, fragte er nach einer kurzen Pause. Der Blick aus seinen blauen Augen war unglaublich intensiv und ich nickte zögernd.

„Ich fürchte, die Information kann ich dir nur im Austausch für eine Gegenleistung geben“, erwiderte er dann.

Ich runzelte die Stirn. „Was für eine Gegenleistung?“

Er stockte kurz und schluckte. „Ein Date.“

„Ein Date?“, wiederholte ich und spürte, wie mein Herz aufgeregt zu klopfen anfing. Zum Glück war ich nicht mehr an dieser Maschine angeschlossen, sonst hätte das Gepiepse das ganze Zimmer erfüllt.

„Richtig“, bekräftigte Eric. „Ein Date. Nur du und ich, sobald du aus dem Krankenhaus entlassen wirst.“

Ich starrte ihn an, mit einem riesengroßen Ja in meinem Herzen. JA, ich wollte ein Date mit Eric Adams und es gab absolut nichts, was ich lieber getan hätte.

„Okay“, sagte ich lächelnd.

7 thoughts on “Esther – neununddreißig

  1. Ihr Lieben, wir sind auch froh, dass die beiden endlich aufeinander getroffen sind :)) Und am Freitag geht es schon wieder weiter!! Alles Liebe, Carmen & Ulli

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