Esther – sechsundvierzig

Esther – sechsundvierzig

Seine blauen Augen waren ungläubig auf mich gerichtet und in ihnen lag eine Verletzlichkeit, die ich nicht bei ihm vermutet hatte. All die Jahre hatte ich mich gefragt, was aus dem blassen Jungen geworden war, dem ich spontan mein Pausenbrot angeboten hatte. Er hatte so verlassen und hungrig ausgesehen, dass mich sein Gesicht bis in meine Träume verfolgt hatte. Ein paar Wochen später waren wir umgezogen und ich hatte die Hoffnung, ihn wiederzusehen, komplett aufgegeben.

„Ich kann nicht glauben, dass du es bist“, sagte ich. Mein Herz schlug schnell und die Atmosphäre im Raum war so aufgeladen, dass ich das Gefühl hatte, ein einzelner Funke würde ausreichen, um einen Brand in mir zu entfachen. Und wenn dieses Feuer einmal brannte, war ich nicht sicher, ob ich es jemals wieder würde löschen können. Ich wollte ihm näher kommen, wollte seine Lippen mit meinen berühren, wollte meine Finger in seinem Haar vergraben und seine Haut auf meiner spüren. Er war hier, der Junge aus meinen Träumen, es war Eric und er berührte so viel in mir, schaffte es, mit einem Blick Gefühle zu entfachen, die ich bei Tim nie empfunden hatte, niemals. Es war, als hätte ich mein ganzes Leben auf ihn gewartet und ich wollte keine einzige Sekunde mehr verschwenden.

„Küss mich“, flüsterte ich. Ich hatte die Worte noch nicht fertig ausgesprochen, da war er schon bei mir, seine Hände umfassten mein Gesicht und seine Lippen fanden meine. Ich drängte meinen Körper gegen seinen, fühlte seine Wärme und die straffen Muskeln unter seinem T-Shirt, und schlang meine Arme um seinen Nacken. Er hob mich hoch und trug mich rüber zum Bett und ich stöhnte leise, als ich meine Beine um seine Hüften schlang. Jede Berührung setzte mich in Flammen und ich klammerte mich an ihm fest, während wir uns küssten. Ich wollte mehr, ich wollte mehr von ihm, wollte ihn überall spüren und ihm so nah sein, wie noch niemals zuvor.

Er legte mich aufs Bett und mein Brustkorb hob und senkte sich schnell, als er innehielt und mich einfach nur betrachtete, als würde er mich zum ersten Mal sehen.

„Du bist wunderschön“, flüsterte er.

„Schlaf mit mir“, hauchte ich.

Seine Augen verdunkelten sich vor Verlangen und er stieß einen Laut aus, der so sexy war, dass ich ihm am liebsten sofort die Kleider vom Leib gerissen hätte. Und als er mich dann küsste, hörte ich einfach auf zu denken und gab mich einzig und allein meinen Gefühlen hin.

 

„Das wäre ein Punkt für meine Liste“, sagte ich leise, als ich ein paar Stunden später an ihn gekuschelt in meinem Bett lag.

„Was für eine Liste?“, murmelte er schläfrig und zog mich noch etwas näher an sich.

„Ich habe eine Liste, mit all den Dingen, die ich irgendwann im Leben tun will. Mit einem Rockstar schlafen, stand zwar nicht drauf, aber es wäre wohl ganz okay, es noch mit aufzunehmen.“

„Ganz okay?“, hakte er nach und zog eine schwarze Augenbraue hoch. „Der Sex mit mir war also nur ganz okay?“

„Er war ziemlich okay“, erwiderte ich grinsend.

„Fuck, Baby, du weißt, dass ich das nicht auf mir sitzen lassen kann.“ Seine Hände glitten hinunter zu meinem Po und er begann, meinen Hals mit Küssen zu bedenken.

„Gut … er war ziemlich phänomenal“, keuchte ich und schnappte nach Luft, weil Eric wirklich ein verdammt guter Küsser war. Und ein verdammt guter Künstler. Irgendwie schien er in allem verdammt gut zu sein, was er machte.

„Wenn wir wieder zu Hause sind“, raunte er ganz nah an meinem Hals, und ich spürte seinen Atem über meine Haut gleiten, dann zeig ich dir, wie phänomenal ich wirklich sein kann. … Also wenn wir nicht leise sein müssen wegen deinen Eltern.“

Ich kicherte, denn es fühlte sich tatsächlich ganz schön verboten an, hier nackt mit ihm in meinem Bett zu liegen.

„Okay“, flüsterte ich und sah ihn verliebt an.

„Und was steht noch auf deiner Liste?“, fragte er und strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn.

Ich zuckte mit den Schultern. „Nichts besonderes.“

Er sah mich an und schüttelte den Kopf. „Lüg mich nicht an, Esther.“ Seine Stimme klang sanft. „Alles an dir ist besonders.“

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