Esther – 122

Esther – 122

„Eine heiße, schwangere Brautjungfer?“, wiederholte ich und starrte Flo ungläubig an. „Sag nicht, dass du …“

„Doch, ich werde heiraten!“, quietschte Flo und hüpfte wie ein kleines Mädchen in meinem Flur auf und ab.

„Wen?“, fragte ich perplex, woraufhin sie kurz das Gesicht verzog.

„Also ehrlich Esther, das fragst du mich?“

Du sagtest doch letztens, der Häuserkauf wäre noch nicht beendet.“

„Schon, aber es hat sich doch eine eindeutige Präferenz abgezeichnet“, gab sie mit einem kecken Lächeln zurück.

Ich legte mir kurz die Hand auf den Bauch und ging wieder zurück zum Sofa. „Ich kann mich erinnern, dass du mir von Simons verborgenen Talenten vorgeschwärmt hast“, murmelte ich und warf ihr einen Blick über die Schulter zu. „Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass du ihn deswegen gleich heiratest.“

Sie schnaubte. „Tue ich auch nicht. Nur weil Simon unfassbar geschickt mit seinen …“

„Stopp!“, rief ich. „Bitte sag es nicht. Ich will nicht wissen, womit Simon geschickt ist – andernfalls kann es passieren, dass ich mich auf deine Füße übergebe.

Flo lachte glockenhell auf. „Blödsinn.“

Ich ließ mich zwischen die Sofakissen plumpsen. „Gestern hab ich auf Erics Terrasse gekotzt.“

„Ehrlich?“, fragte sie und ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. „Okay, dann behalte ich Simons Talente eben für mich. Allerdings ist er ohnehin nicht mein Auserwählter. Denn ich werde Chris heiraten.“

„Und wieso?“, entfuhr es mir, während sie mit meinem Geschirr herumhantierte.

„Weil er mir den süßesten Antrag aller Zeiten gemacht hat“, seufzte Flo und kam wenig später mit einer dampfenden Tasse Kaffee zurück.

Ich nahm einen Schluck Tee und sah sie über den Rand der Tasse hinweg an. „Du weißt, ich hab dich lieb, Flo – aber ist das nicht ein bisschen ein dürftiges Argument, um jemanden zu heiraten?“

„Sagte meine ungewollt schwangere Freundin“, gab sie augenblicklich zurück. Als ich protestieren wollte, hob sie den Finger. „Hör zu: Ich weiß, dass du es nur gut meinst. Und ja, es kommt ein wenig überraschend.“ Flo ließ sich im Schneidersitz neben mir nieder und ihre Augen sprühten vor Begeisterung. „Aber manchmal, da spürt man einfach, dass etwas richtig ist, Esther.“ Sie strahlte mich an. „Wenn ich an Chris denke, bleibt kein Platz für Zweifel oder die Angst, dass es nicht klappen könnte. Weil ich in seiner Gegenwart einfach so … glücklich bin.“

Ich sah sie an und legte meine Hand auf ihre. „Das freut mich wirklich total für dich“, sagte ich dann. „Wann soll die Hochzeit denn stattfinden?“

„In vier Wochen“, seufzte sie glücklich.

„So schnell?“, entfuhr es mir, bevor ich mir auf die Zunge biss. „Tut mir leid, ich will wirklich nicht wie deine Mutter klingen. – Oder wie meine“, setzte ich nach einer kurzen Pause hinzu.

Flo kräuselte ihre Stupsnase. „Oh-oh. Was ist mit deiner Mutter? Ich dachte, ihr steht euch total nahe?“ Sie pustete auf ihren Kaffee und nahm einen großen Schluck.

Ich nickte. „Tun wir auch. Allerdings haben meine Eltern ein wenig … besorgt reagiert, als sie von der Schwangerschaft erfahren haben.“

Flo seufzte. „Wissen sie schon, dass du die Nacht im Krankenhaus verbracht hast?“

Ich schüttelte den Kopf. „Ich wollte sie vorhin anrufen. Und ihnen später das hier zeigen.“ Lächelnd griff ich in meine Tasche und zog das Bild vom Ultraschall hervor.

Flo beugte sich neugierig näher und kniff die Augen zusammen. „Und was davon ist dein Baby?“

„Das hier“, sagte ich und deutete auf das Pünktchen, in dem das Herz geschlagen hatte.

„Das, was aussieht wie ein Klecks Taubenkacke?“

„Flo!“, schimpfte ich lachend und zog das Bild zurück.

„Tut mir leid“, antwortete sie. „Aber ganz ehrlich, wenn man diesen Fleck hier ansieht, kann man sich nur schwer vorstellen, dass darauf mal ein Mensch wird, der deine oder Erics Attraktivität erben wird.“

„Na warte“, antwortete ich. „Pass lieber auf, was du sagst, sonst erzähle ich dem Baby irgendwann, dass seine Patentante es als Klecks Taubenkacke bezeichnet hat.“

8 thoughts on “Esther – 122

  1. Ich freue mich sooo für Flo! Ich hätte aber eher gedacht, das es Simon wird. Ist Simon eigentlich der Simeon aus der 8Sinne-Welt?

    1. Hach. Vielleicht war Simeon in der echten Welt ja ein total cooler Kerl wie Esthers Bodyguard, den ihr bald kennenlernen werdet 😉 Wir müssen aber gestehen, wir hatten tatsächlich beim Schreiben von Simon des Öfteren Simeon im Kopf 🙂

      1. Hallo,

        ich mag die Buchreihe um Lee/Esther und Ben/Eric wirklich sehr gerne. Gut und flüssig geschrieben. Habe die ersten 8 Bände glaube ich in 1,5 Wochen durchgelesen.

        Zu dem Thema wer hier im Blockroman wer in der Sinnlichen Welt ist: Werdet ihr vielleicht am Ende des Blockromanes da ein wenig Klarheit bringen?
        Das würde mich wirklich sehr interessieren. Ich hatte da zwar viele Ideen und habe manchmal gedacht „Ja, das ist er/sie!“ und zwei Absätze weiter „Okay, nein doch nicht.“

        Ansonsten hoffe ich, dass es spannend weiter geht!

        LG Verena

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