Eric – fünfundzwanzig

Eric – fünfundzwanzig

Auf dem Weg zu Erik schielte ich immer wieder auf die Serviette in meiner Hand, auf der ihre Nummer stand. Dabei hatte ich so ein dämliches Grinsen im Gesicht wie die Idioten, die immer total happy durch die Gegend rennen und denen man am liebten eine überziehen wollte.

Mann, jetzt reiß dich mal zusammen, ermahnte ich mich selbst, als ich die frische Luft in meine Lungen zog. Sie war nicht die erste Tussi, die mir ihre Nummer gegeben hatte, und sie würde auch nicht die letzte sein. Doch noch während ich das dachte, hätte ich mir am liebsten selbst eine verpasst.

Tussi traf es nun wirklich gar nicht. Wahrscheinlich gab für meinen Zustand irgendeine rationale Erklärung, wahrscheinlich wüsste die Bulldogge sofort eine Begründung, warum ich so reagierte wie ich reagierte. Wahrscheinlich würde mir die Erklärung auch sofort einfallen, wenn mein Gehirn nicht gerade Samba tanzen würde und ich nur noch ein Bild vor mir sah. Ihr Bild. Ihr Lächeln, das meinen Puls auf Hochtouren brachte und gegen das der Sonnenaufgang der reinste Dreck war.

Mann, ich bekam sie nicht mehr aus meinem Kopf. Ihre Augen, ihre Augen hatten mich umgehauen, ihre sanften braunen Augen, die mir so bekannt vorkamen, und die ich ständig vor mir sah, während ich den Weg durch den Park nahm. Eriks Büro war nicht weit weg und die frische Luft fühlte sich unglaublich gut an, alles um mich herum schien plötzlich so klar und irgendwie besser.

Mit einem schiefen Grinsen nahm ich einen Schluck von meinem Espresso, der richtig gut schmeckte, und wurde im nächsten Moment so hart auf die Schulter geklopft, dass ich mir den Kaffee übers T-Shirt schüttete.

„Fuck“, fluchte ich, während der Schulterklopfer von hinten den Arm um mich legte.

„Hey, Mann, was für eine Überraschung, dich hier zu sehen!“, rief der Typ enthusiastisch und strahlte mich an.

„Keine Ahnung, wer du bist, aber du hast meinen Kaffee auf dem Gewissen“, knurrte ich.

Der Typ bekam rote Ohren. „Oh, sorry, ich hab dich verwechselt, war keine Absicht.“ Er hob entschuldigend die Arme und kramte in seiner Hosentasche nach Kleingeld. „Der Kaffee geht natürlich auf mich.“

Genervt biss ich die Zähne zusammen. „Nicht nötig“, fauchte ich und warf zum ersten Mal einen Blick auf die vom Kaffee triefende Papierserviette mit ihrer Nummer. Bis auf eine einzelne 7 war keine einzige Zahl mehr zu erkennen. Ich ballte meine Hand mit dem leeren Kaffeebecher zu einer Faust. Am liebsten hätte ich dem Typen eine reingehauen.

„Alles okay?“, fragte der Schulterklopfer verunsichert und ich gestand mir zum ersten Mal seit langem ein, dass in meinem Leben ganz und gar nichts okay war.

„Hau ab“, zischte ich nur.

„Ja, okay – war ja nur Kaffee, da musst du nicht so einen Aufstand machen“, murrte er und verzog sich.

„Das war nicht nur Kaffee“, sagte ich mehr zu mir selbst und schielte auf mein Handy.

Fuck, der Termin mit Erik war echt wichtig und ich war schon spät dran, auch wenn ich ihn bezahlte. Erik war der beste Anwalt der Stadt und ich musste die Sache aus der Welt räumen.

Am liebsten hätte ich drauf geschissen, am liebsten hätte ich mich einfach umgedreht und wäre losgerannt, durch den Park, die Avenue entlang, vorbei an den ganzen Geschäften – und das nur, um ihre Nummer zu bekommen. Was hatte sie bloß mit mir gemacht? Was war mit mir los?

Ich atmete einmal tief durch, während ich innerlich beinahe durchdrehte. Wegen einer Nummer auszurasten, das war doch nicht ich, das konnte nicht ich sein, ich war lässig und cool, ich war ein Arschloch, der keinen Bock mehr hatte, ich war nicht der Typ, der einer Tussi hinterherrannte. Und dennoch hätte ich in dem Moment nichts lieber getan.

Das Handy klingelte. „Ja?“

„Hallo Mister Adams, hier spricht die Sekretärin von Dr. Erik McLoyd. Ich soll Ihnen ausrichten“, sie machte eine kurze Pause und es schien ihr verdammt unangenehm zu sein, was sie mir mitzuteilen hatte, „ich soll Ihnen ausrichten, dass Mister McLoyd noch genau fünf Minuten wartet und wenn Sie dann nicht erscheinen, wird er den Termin leider canceln müssen.“

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