Eric – 133

Eric – 133

„Okay. Und lächeln“, sagte Simon, als wir über den roten Teppich in den viel zu heißen Veranstaltungssaal gingen. Überall hingen funkelnde Kronleuchter über protzig gedeckten Tischen, während ein Haufen arroganter Musik- und Fernsehfuzzis einander Honig ums Maul schmierten.

„Mir ist nicht nach Lächeln zumute“, murrte ich und riss an meiner schwarzen Fliege. Das Ding engte mich ein, alles hier engte mich ein, und ich zählte jetzt schon die Sekunden, wann ich endlich wieder abhauen konnte.

„Bei deiner miesen Stimmung ist niemandem zum Lächeln zumute“, bemerkte Noah und wandte sich an Simon. „Ich bin dann mal weg. Ist ja nicht auszuhalten hier.“ Er gab Cliff mit dem Kopf ein Zeichen und verschwand im Getümmel.

„Verdammt“, fluchte Simon unterdrückt. „Die Leute von Chrysler sind heute hier. Wäre toll, wenn ihr euch wenigstens für fünf Minuten als Band präsentieren könntet.“

„Hey, ich bin nicht der, der abgehauen ist“, gab ich genervt zurück. Dabei ließ ich meine Blicke durch den riesigen Saal schweifen. Von den ganzen Glitzerpaillettenkleidern der aufgedonnerten Models bekam ich Kopfschmerzen. Möglicherweise auch einen epileptischen Anfall. Früher hätte ich einfach was eingeworfen und die Sau rausgelassen. Aber fuck, das war einfach nicht mehr mein Leben.

„Ich bin auch weg“, sagte Aron in dem Moment und machte sich auf den Weg zur nächsten Bar.

Simon seufzte frustriert und sah mich flehend an.

„Was?“, fragte ich. „Soll ich ihnen etwa nachrennen und sie zu einem verfickten Gruppenselfie überreden?“

Simon schüttelte unglücklich den Kopf. „Was ist los mit euch, Eric? Müsst ihr es mir so schwer machen?“

Ich vergrub die Hände in meinen Anzugtaschen und fixierte Aron, der offenbar vorhatte, sich an der Bar volllaufen zu lassen. Sofort musste ich an Chris denken. Es ging ihm wirklich dreckig, wegen diesem Arsch. Ich hatte Chris sogar die Bulldogge empfohlen, so verzweifelt hatte er auf mich gewirkt.

„Hör zu, ich bitte dich um fünf Minuten“, fuhr Simon fort. „Fünf Minuten, in denen du dich am Riemen reißt, damit wir das mit Chrysler eintüten können. Wahrscheinlich ist es ohnehin besser, wenn sie euch im Moment nicht als Gruppe erleben.“

Ein gelackter Kellner kam vorbei und ich nahm mir ein Glas vom Tablett. Champagner. Das reichte nicht ansatzweise, um Simons Geschwafel erträglicher zu machen.

„Mach dir mal nicht ins Hemd“, knurrte ich. „Ich werde den Kack-Deal schon nicht versauen.“

„Gut. Gut.“ Simon schluckte nervös und fuhr sich durch seine blonden Locken. „Wieso hast du eigentlich Esther nicht mitgenommen? Sie hatte letztens so eine … positive Ausstrahlung auf dich und die Jungs.“

Entschieden schüttelte ich den Kopf. „Ich denk gar nicht daran, sie in ihrem Zustand zu irgendwelchen Veranstaltungen zu schleppen, nur damit du dir beruhigt über dem nächsten Werbedeal einen runterholen kannst.“

Simon sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Was hast du gesagt?“

„Sorry. Ich nehme zurück, dass du dir im Büro einen runterholen würdest“, murmelte ich, obwohl ich mir durchaus vorstellen konnte, dass Simon die ganze Kohle genug anmachte. Gleichzeitig überlegte ich, ob ich an die Bar rübergehen und mir was Richtiges bestellen, oder mit dem verkackten Champagnergesöff hier weitermachen sollte.

„Nein, darum geht’s mir nicht“, sagte Simon. „Was hast du mit Esthers Zustand gemeint?

Ich atmete tief ein. Fuck. Ich verdammter Mistkerl.

„Nichts.“

„Ist sie etwa … schwanger?“ Simons ohnehin schon tellergroße Augen wurden noch riesiger.

Ich drehte mich abrupt in seine Richtung. „Hör zu, wenn du das auch nur mit einer Silbe gegenüber irgendwem erwähnst, reiß ich dir deine verdammten …“

„Du wirst wirklich Vater?“, stammelte Simon. „Du?!“

Ich kniff die Augen zusammen. „Du sagst das, als wäre es was Unvorstellbares.“

Er schüttelte den Kopf. „Oh Mann. Sag bloß, du willst sie jetzt auch heiraten.“

„Das geht dich einen Dreck an.“

„Was geht Simon einen Dreck an?“, fragte Aron, der mit einem Drink in der Hand von der Bar zu uns geschlendert war.

Ich presste die Lippen zusammen und erwiderte nichts.

„Mann, Eric. Stell dir nur mal vor, was für Schlagzeilen das bringen würde“, hauchte Simon. „Die Hochzeit des Jahrhunderts: Von der hässlichen Cousine zur Traumfrau.“

„Halt endlich deine verfluchte Fresse“, fuhr ich Simon an.

Aron zog eine Augenbraue hoch. „Du heiratest die Kleine also?“

„Das geht dich einen Dreck an“, wiederholte ich schärfer.

Er lächelte zynisch. „Wieso? Hast du etwa Angst, dass ich sie auf ihrem Junggesellinnenabschied genauso flachlege wie ihre rothaarige Freundin?“

6 thoughts on “Eric – 133

  1. oh man kann nicht einmal was gut laufen ich meine die drei hätte es verdient mal ein wenig pause zu bekommen ich hoffe das dass nicht so endet wie ich denke

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