Eric – neununddreißig

Eric – neununddreißig

Fuck, ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal so nervös gewesen war. Gerade hatte ich sie gefragt, ob sie mit mir ein Date haben will und es fühlte sich an, als würde ich das alles zum ersten Mal machen. Aber vielleicht war das der Punkt. Obwohl ich mit über hundert Frauen Dates gehabt hatte, war es nie so, wie jetzt bei Esther. Es war nie so, als hinge mein Leben von ihrer Antwort ab.

Ich unterdrückte den Drang, auf dem harten Besucherstuhl herumzurutschen und zwang mich, cool auszusehen. Als sie schließlich zu lächeln begann, fühlte es sich an, als würde ein ganzer Fels von meiner Brust fallen.

„Okay“, sagte sie und in diesem Wort lag alles, was ich in diesem Moment brauchte.

„Okay“, wiederholte ich erleichtert und sie lachte glücklich. Es war das Schönste, was ich je gehört hatte.

 ***

Es dauerte noch zehn beschissene Tage, bis es soweit war und auch wenn ich jetzt wieder zu den Proben ging, war ich mit dem Kopf die ganze Zeit über bei Esther. Ihre Genesung schritt schnell voran und eigentlich hätte ich verflucht glücklich darüber sein müssen, aber die Ungeduld fraß mich auf.

An dem Tag, als sie endlich entlassen wurde, hatten wir ausgemacht, dass ich sie abends von ihrer Wohnung abholen sollte. Ich hatte auch angeboten, sie nach Hause zu bringen, aber sie meinte, das würden schon ihre Eltern oder ihre Freundin übernehmen und ich solle mir keine Umstände machen. Als ob ich es nicht genossen hätte, mir ihretwegen Umstände zu machen, das erste Mal in meinem Leben.

Meine Pumpe ging wie verrückt, als ich sie am Entlassungstag gemeinsam mit ihrer Freundin Flo aus dem Krankenhaus kommen sah. Esther trug ein buntes Sommerkleid und hatte die Haare offen. Sie sah umwerfend aus.

„Ladies“, sagte ich, als diese Flo gerade einen silbernen Volvo aufsperrte, der aussah, als ob er schon einige Jahre auf dem Buckel hätte.

Beide zuckten zusammen und fuhren herum. Bei ihren verdatterten Gesichtern musste ich grinsen.

„Bereit für unser Date?“, fragte ich Esther.

Sie wirkte überhaupt nicht bereit, kein bisschen.

„Jetzt?“, fragte sie und in ihre Stimme schlich sich so ein niedliches Quietschen, das ich noch gar nicht von ihr kannte.

Ich zuckte mit den Schultern. „Hast du etwa Lust, noch länger zu warten?“

Esthers Blick schwenkte kurz zu Flo, aber die starrte nur mich an.

„Ich bin doch gar nicht richtig angezogen“, stammelte Esther und ich griff nach ihrer Hand.

„Doch. Du bist perfekt“, versicherte ich ihr.

Flo zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht. „Okay“, sagte sie übertrieben fröhlich. „Dann wünsche ich euch noch einen tollen Nachmittag.“ Sie umarmte Esther und warf mir noch einen letzten, fast schon sehnsüchtigen Blick zu. Dann stieg sie in den silbernen Volvo und fuhr davon.

„Bereit?“, fragte ich und spürte, wie mein Herzschlag auf der Überholspur war. Verdammt, ich hatte so lange auf diesen Moment gewartet, dass ich jetzt kaum glauben konnte, endlich mit ihr allein zu sein.

„Bereit“, antwortete sie lächelnd und griff nach meiner Hand.

7 thoughts on “Eric – neununddreißig

  1. Ich liebe es! Ihr wisst genau, wie ihr die Spannung halten könnt – und euren Schreibstil liebe ich auch! Macht unheimlich Spaß sich jeden Freitag von euch überraschen zu lassen. :-))

  2. So schön! Endlich sind sie vereint! Wir haben so lange darauf gewartet. Ich hoffe, es bleibt jetzt eine Weile so schön romantisch-kitschig.

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