Esther – 109

Esther – 109

Die nächsten Tage gingen an mir vorüber und manchmal glaubte ich, dass alles nur ein Traum war. Mein Alltag machte einfach weiter, ich ging zur Uni, telefonierte mit meinen Eltern, aber bis auf Flo und Eric erzählte ich niemandem von meiner Schwangerschaft.

Vielleicht hatte ich Angst, dass es noch realer werden würde, wenn es alle wussten, vielleicht lag es auch daran, dass ich gelesen hatte, dass in den ersten drei Monaten die Fehlgeburtenrate extrem hoch war. Auch wenn ich daran zweifelte, dass das alles gut für mich war, dass die Schwangerschaft gut für Eric und mich war, so hatte ich doch schon Angst, das Baby zu verlieren.

Es war total verrückt. Auf der einen Seite wusste ich, dass es mein Leben komplett auf den Kopf stellen würde – denn das tat es jetzt schon – und auf der anderen Seite fühlte ich mich für dieses Wesen verantwortlich. Auch wenn ich wusste, dass es noch nicht größer als eine Erbse war, war es doch schon ein Teil von mir.

Ein Teil von mir und Eric.

Eric hatte mir nur ein paar kurze Nachrichten geschrieben und ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass er es nur tat, weil er es musste.

Nicht weil er es wollte.

Und was verlangte ich schon von ihm? Er war Eric Adams, ein gefeierter Rockstar. Und er sollte nun Papa werden? Ich hatte seine Beteuerungen in meinem Ohr und doch fraß mich der Zweifel von innen auf.

„Alles okay?“, fragte Flo und stupste mich von der Seite an.

„Klar“, sagte ich.

„Und warum stehst du dann nicht endlich auf?“ Bei ihren Worten ließ ich meinen Blick durch den Vorlesungsaal schweifen. Bis auf uns waren schon alle Studenten gegangen.

„Sorry, ich war in Gedanken“, sagte ich und dachte daran, dass Flo recht hatte. Ich wusste wirklich zu wenig über Eric und seine Vergangenheit. Ich wusste nicht, was die Aussicht, Vater zu werden, für ihn bedeutete – was sein Vater für ihn bedeutete – aber ich hatte Angst, dieses dünne Eis zu betreten.

„Lass uns was essen gehen“, sagte Flo und zog mich zu sich hoch. „Nicht, dass du uns vom Fleisch fällst.“

Mein Magen brummte in dem Moment, ich hatte heute Morgen tatsächlich nur einen Apfel gehabt.

„Siehst du“, grinste Flo. „Das klingt, als könntest du eine ganze Kuh verspeisen. Kein Wunder, schließlich musst du ja auch für zwei essen.“

„Pssst“, sagte ich.

Flo verdrehte die Augen und lehnte sich an die lackierte Vorlesungsbank. „Es ist doch keiner mehr da.“

„Trotzdem, lass uns nicht darüber sprechen.“ Ich packte meine Unterlagen zusammen und verstaute sie in meiner Tasche.

Flo verschränkte die Arme vor der Brust. „Das klappt nicht, Esther. Du kannst nicht so tun, als wäre es nicht real.“

„Das tue ich doch gar nicht. Ich brauche nur eine Pause.“

Flo zog eine Augenbraue hoch. „Okay, ich verstehe, wenn du nicht in Erics Vergangenheit herumstochern willst, aber du musst jetzt auf dich aufpassen. Auf dich und …“, sie beugte sich verschwörerisch zu mir, „auf das Baby.“

Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was willst du mir sagen? Dass ich immer Pudding und Würstchen dabei haben sollte?“

„Das wäre ein Anfang. Aber das meine ich nicht. Hast du schon einen Termin bei deinem Frauenarzt gemacht?“

Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe hier noch keinen Frauenarzt.“

Flo kniff die Augen zusammen. „Wie bitte?“

„Seit ich hierhergezogen bin, habe ich mir noch keinen Termin bei einem Gynäkologen gemacht. Und zu dem im Ort bei meinen Eltern möchte ich nur ungern gehen.“

„Okay, dann gehst du zu meiner Ärztin. Ich mache gleich einen Termin für dich aus“, sagte Flo und fischte ihr Handy aus der Hosentasche. „Wann passt es dir?“

„Ist es dafür nicht noch zu früh?“

Flo schüttelte den Kopf. „Ganz und gar nicht. Wahrscheinlich hättest du schon viel früher zu ihr gehen sollen, dann hätte sie dich zumindest aufgeklärt.“

„Ich bin aufgeklärt.“

„Nun ja, lassen wir das – also ich mache dir jetzt einen Termin aus, dann gehen wir essen, okay?“, sagte Flo, als eine Nachricht von Eric einging.

Es waren nur ein paar Worte, aber sie stachen mir ins Herz.

5 thoughts on “Esther – 109

  1. Maaan Eric! Ich freue mich soooooo auf morgen! Gleich nach der Schule werde ich zuerst sachauen ob das neue Kapitel schon online ist! Ich verstehe, wenn ihr nicht so schnell schreiben könnt, da es schon erstaunlich ist wie gut ihr es in nur 3 tagen schafft so gut zu schreiben, trotzdem wünsch ich mir das endlich alles draußen ist,ich mich in mein Bett kuscheln kann und 2h lesen kann, in denen ich lache weine wütend bin oder so mit Esther oder Eric mitfiebere das ich selbst schmetterlinge im Bauch habe und mich einfach nur für die beiden freue.

    Danke RoseSnow das ihr Bücher schreibt und mich berührt!

  2. Das kann ja im realen Leben nicht gut gehen…aber es ist ja nicht real, sondern ein Märchen, von dem alle kleinen Mädchen träumen!!

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