Esther – 110

Esther – 110

Es war mitten in der Nacht, als es an der Tür klopfte. Das Klopfen war so laut, dass es mich aus dem Schlaf riss und ich taumelte schlaftrunken zur Tür, während ich mir mein Schlafshirt über die Knie zog.

„Hallo?“

„Esther, mach auf.“ Es war Erics Stimme.

Ich atmete mehrmals tief durch und richtete meine Haare, bevor ich die Tür öffnete. „Was willst du?“

Mit seinen dunklen Augenringen wirkte Eric wie der Rockstar, der die letzten Nächte durchgemacht hatte und den die Presse liebte.

„Lässt du mich rein?“ Er lehnte sich gegen den Türstock und seine Stimme klang rau und sexy. Ich hasste es, dass er selbst in dem Moment anziehend auf mich wirkte.

„Ich weiß nicht“, sagte ich. „Das ist wahrscheinlich keine gute Idee. Bist du betrunken?“

„Nein, ich bin klarer denn je. Fuck, Esther, lass mich hinein.“

Ich trat zur Seite und schloss dann die Tür hinter Eric.

„Wieso bist du hier?“, fragte ich kalt. Ich wollte nicht zickig sein, ich wollte mich nicht von irgendeiner Hormonflut steuern lassen, aber ich konnte einfach nicht anders.

„Esther, ich habe mich wie ein Arschloch benommen. Ich war die letzten Tage nicht für dich da.“

„Du hast drei Nachrichten geschickt. Drei Nachrichten in denen du mich nur fragst, ob alles okay ist. Mehr nicht.“

Er fuhr sich stöhnend durch die dunklen Haare. „Ja es waren drei beschissene Nachrichten.“

„Du bist mir keine Erklärung schuldig“, sagte ich schnell. „Du bist mir überhaupt nichts schuldig.“

„Aber ich will es dir erklären“, meinte er und schien sich die Worte abzuringen.

Es vergingen ein paar Sekunden, bevor er weitersprach. „Die letzten Tage bin ich abgetaucht, Esther, aber es ging nicht um dich, nicht nur …“

„Sondern? Worum ging es dann Eric? Ich dachte, wir wollten das zusammen durchstehen, aber die letzten Tage habe ich nichts von dir gesehen und sie haben sich ziemlich allein angefühlt.“

„Verdammt, du hast recht. Ich bin einfach nicht gut in solchen Sachen.“

Ich lachte bitter auf. „In solchen Sachen? Ist das jetzt schon öfters vorgekommen?“ Es war unfair, ihm das an den Kopf zu knallen, aber ich hatte keine Lust, mich irgendwie zurückzuhalten.

Er schnaubte. „Klar, ist es das, was du glaubst? Dass ich Frauen schwängere und sie dann sitzenlasse? Ich bin nicht so ein Typ“, presste er hervor.

„Das wollte ich nicht sagen.“

„Und was dann? Ich bin hier, Esther. Ich bin hier bei dir, obwohl alles in mir einfach nur abhauen möchte.“ Seine blauen Augen bohrten sich in meine. „Ich habe eine Scheißangst, Esther. Ich habe Angst, es zu verbocken, ich habe Angst, dich zu verlieren.“

Ich fühlte, wie die Tränen in mir hochstiegen. „Ich habe doch auch Angst, Eric.“

„Aber verdammt, ich sollte für dich da sein. Ich sollte stark sein und mich nicht wie ein ängstlicher Mistkerl benehmen. Ich sollte mich nicht einfach volllaufen lassen, weil mir die Vorstellung, Vater zu werden, ein Vater zu sein, fertig macht.“ Er machte eine Pause. „Esther, ich weiß, dass ich mich die letzten Tage wie ein Arsch aufgeführt habe, wie ein distanziertes Arschloch, dass sich nur nach dir erkundigt, um kein schlechtes Gewissen zu haben. Aber ich werde nicht mehr dieses Arschloch sein, wir ziehen das gemeinsam durch.“

„Eric, du musst nicht“, setzte ich an, doch er unterbrach mich sofort.

„Ich weiß, dass ich es nicht muss. Aber ich will es.“

Er strich mir sanft über die Wange. „Wenn du genug von mir hast, dann verstehe ich das, aber ich werde dich nicht einfach so gehen lassen, ich will für dich da sein, ich will für dich und das Baby da sein.“

Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht genug von dir.“

Er grinste. „Das ist gut“, sagte er und zog mich zu sich, um mich zu küssen. Meine Beine wurden ganz weich und als er mich hochhob, um mich ins Schlafzimmer zu tragen, klopfte mein Herz wie verrückt.

„Du bist aber nicht deswegen gekommen, oder?“, fragte ich, als er mich im Bett absetzte und sich über mich beugte.

Seine Mundwinkel zuckten nach oben. „Das traust du mir zu?“

6 thoughts on “Esther – 110

    1. Huhu, aus der Trilogie 17 ist schon eine Tetralogie geworden (also 4 Bände). Ein fünfter Band ist derzeit leider nicht geplant!!!
      Alles Liebe, Ulli & Carmen

  1. Mmh… hat Esther überhaupt nen richtigen Schwangerschaftstest gemacht, oder hab ich das überlesen?
    Irgendwie bin ich etwas unglücklich mit der Entwicklung der Geschichte….

  2. Jaa…irgendwie frag ich mich auch immer wieder, woher ist sie so sicher mit der Schwangerschaft…? Nur weil sie nachgerechnet hat und ihr schlecht war…kein Test kein Arztbesuch…na mal sehn?…bin jedenfalls weiter gespannt…?

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