Esther – 118

Esther – 118

Ich öffnete den Mund, um es meinen Eltern einfach zu sagen, als die Türen des Fahrstuhls auseinanderglitten.

„Guten Abend“, sagte der Liftjunge und lächelte uns nacheinander an. „Wohin darf ich Sie bringen?“

„Ins Restaurant“, sagte Eric heiser und bedeutete meinen Eltern einzutreten, während er meine Finger noch immer fest umschloss. Ich war mir nicht sicher, wer von uns sich an wem festhielt, aber es fühlte sich gut an, seinen Händedruck zu spüren.

Die nächsten 45 Sekunden verbrachten wir schweigend, bis der Aufzug mit einem sanften Ruck hielt. Nervös schluckte ich den Kloß in meinem Hals hinunter und hoffte, dass meine Übelkeit besser werden würde, sobald ich mich setzen konnte.

„Also“, nahm mein Vater den Faden wieder auf, nachdem uns ein livrierter Kellner zu unseren Plätzen begleitet hatte. Aufgrund Erics Promistatus hatten wir den schönsten Tisch direkt am Fenster mit einem fantastischen Ausblick über die von Lichtern erhellte Stadt. „Ihr wolltet uns gerade etwas sagen?“

Der Kellner beugte sich nach vorne und entzündete eine silbergraue Kerze auf dem Tisch, die zum stylishen Ambiente des Restaurants passte.

Ich hatte keine Lust, vor dem fremden Mann von meiner Schwangerschaft zu erzählen und blickte Eric hilfesuchend an, der sich rasch räusperte.

„Esther hat ein Praktikum bei Sorthys & Clark angeboten bekommen“, bemerkte er, woraufhin meine Mutter die Speisekarte sinken ließ.

„Sorthys & Clark?“, wiederholte sie ungläubig. „Ist das nicht eine der Top fünf Anwaltskanzleien in der Stadt?“

„Das weißt du?“, fragte ich überrascht und registrierte erleichtert, dass sich der Kellner zurückzog, um uns in Ruhe unsere Wahl treffen zu lassen. Ich hätte am liebsten gar nichts gegessen, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass das die Übelkeit noch verstärken würde. In den letzten Tagen hatte ich mich immer wieder übergeben müssen – und leider schien es nicht viel Unterschied zu machen, ob ich etwas aß oder ob ich nichts aß.

„Natürlich weiß sie das“, warf mein Vater ein. „Deine Mutter weiß jede Menge über die wichtigsten Kanzleien in der Stadt. Aber nicht nur das. Ich musste mir sogar mit ihr diese Musikpreisverleihung ansehen, weil Erics Band nominiert war.“

„Das ist gar nicht wahr“, zischte meine Mutter errötend. „Du wolltest sie dir mit mir ansehen.“

„Na ja, ihr habt jedenfalls ordentlich abgeräumt“, sagte mein Vater schmunzelnd zu Eric. „War sicher ein aufregender Abend für euch, was?“

Eric atmete tief ein und nickte. „Das kann man wohl sagen“, murmelte er in sich hinein und tauschte einen kurzen Blick mit mir.

„Tatsächlich war der Abend sogar ganz außergewöhnlich aufregend“, griff ich den Faden auf und beobachtete, wie Eric nach seinem Glas griff und es hinunterstürzte, als ob er hoffte, dass sich darin etwas Stärkeres als Wasser befand. „Denn da haben wir herausgefunden, dass wir … bald zu dritt sein werden.“ Noch während ich sprach, erhob ein Mann hinter uns seine Stimme zu einem Trinkspruch und übertönte das geflüsterte Ende meines Satzes.

„Was hast du gesagt, Liebes?“, fragte meine Mutter und beugte sich mit gerunzelter Stirn nach vorne, während mein Herz heftig gegen meine Rippen knallte.

„Sie sagte etwas von bald zu dritt“, mischte sich mein Vater ein und blickte Eric an. „Aber ihr seid doch vier Jungs in der Band. Habt ihr euch etwa verkracht?“

„Es geht nicht um die Band“, erwiderte Eric tonlos, während ich das Gefühl hatte, mich jeden Moment auf das Silberbesteck und das gestärkte weiße Tischtuch übergeben zu müssen. Mit zusammengepressten Lippen legte ich mir die Hand auf den Magen und sah das Erkennen in den Augen meiner Mutter aufblitzen.

„Du bist schwanger!“, stieß sie dann hervor.

„Was? Blödsinn“, blaffte mein Vater erschrocken. Das war nicht unbedingt die Reaktion, auf die ich gehofft hatte und ich fühlte, wie sich Eric neben mir verkrampfte.

„Ich fürchte doch, Sir“, quetschte er mit versteinerter Miene hervor, als im Eingangsbereich des Restaurants ein kleiner Tumult ausbrach.

2 thoughts on “Esther – 118

  1. Ich hoffe das geht gut! Also eigentlich hoffe ich, dass das mit dem tumult nicht peinlich wird also dass es keine fans oder ex-freundinnen sind und dass esther und eric mit ihrem kleinen baby glücklich werden, und dass der vater von eric nichts anrichtet, dass esthers eltern sie unterstützen, und dass alles gut ausgeht, außerdem wünsche ich mir, dass der blogroman noch weiter geht (, auch wenn am ende alles gut wird, einfach damit ich über glückliche dinge lesen kann, außerdem habe ich mich in eric und esther verliebt! ich LIEBE die beiden!) Vorschlag: wie sie es hinbekommen das baby gros zuziehen

    darüber würde ich mich sehr freuen ( auch wenn nicht alles in erfüllung gehen wird! Schade!

    LG milna

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